Bekannter deutscher Theologe hält am 19. November gleich zwei Vorträge über christlichen Wahrheitsanspruch und dogmatische Wandelbarkeit des Glaubens in Wien
Wien, 11.11.2025 (KAP) Hohe theologische Prominenz in der Wiener Erwachsenenbildungseinrichtung "Akademie am Dom": Am 19. November wird der Münsteraner Theologe und heurige Leibniz-Preisträger Prof. Michael Seewald zu gleich zwei Vorträgen in Folge in Wien erwartet. Zunächst wird er zum Thema "Der christliche Glaube und sein Anspruch auf Wahrheit" referieren (Beginn: 16 Uhr); dann folgt ein Vortrag zum Thema "Der christliche Glaube und seine dogmatische Wandelbarkeit" (Beginn: 18 Uhr). Beide Vorträge finden in den Räumlichkeiten der "Theologischen Kurse" (Stephansplatz 3, 1010 Wien) statt, teilten die "Theologischen Kurse", zu denen die "Akademie am Dom" gehört, am Dienstag in einer Presseaussendung mit.
Seewald gilt als einer der innovativsten und einflussreichsten deutschsprachigen Theologen der Gegenwart. Er ist seit 2016 Direktor des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster. In seinen Arbeiten insbesondere zur Dogmengeschichte gelinge es ihm immer wieder, in historischen Entwicklungslinien ungehobene Potenziale für die Lehrentwicklung und anstehende Kirchenreformen in der Gegenwart zu entdecken, betonte der Leiter der "Theologischen Kurse", Erhard Lesacher: "Der Ausnahmewissenschaftler eröffnet neue Räume in den theologischen und kirchenpolitischen Debatten, die sich jenseits der klassischen Einteilung von 'konservativ' und 'liberal' abspielen. Seewald ist Vorreiter einer neuen Form von Kirche, die aber ihre geschichtliche Identität nicht verleugnet."
Der erste Vortrag ("Der christliche Glaube und sein Anspruch auf Wahrheit") werde die verschiedenen Ausprägungen des Wahrheitsbegriffs in der Theologie beleuchten und danach fragen, inwiefern man heute noch von "der" Wahrheit des christlichen Glaubens sprechen kann, teilte die "Akademie am Dom" mit. Schließlich erschöpfe sich Glaube nicht in der Zustimmung zum Dogma. Der zweite Vortrag ("Der christliche Glaube und seine dogmatische Wandelbarkeit") setze bei der Grundannahme an, dass Wahrheit unveränderlich ist. Tatsächlich jedoch haben auch Dogmen eine Entwicklungsgeschichte. Wie verhält sich die Wandelbarkeit der christlichen Lehre zu ihrem Anspruch, bleibend Gültiges ins Wort zu fassen?
Herausragender Theologe
Michael Seewald wurde 1987 in Saarbrücken geboren. Er hat Katholische Theologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Tübingen, Pune und Frankfurt am Main studiert und 2011 in München promoviert. 2015 habilitierte er sich für Dogmatik und Ökumenische Theologie. Er forschte und lehrte zunächst in Tübingen, München sowie am Saint John's Seminary in Boston. 2016 wurde er als Professor und Direktor des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte an die Universität Münster berufen.
Zu Seewalds Forschungsinteressen zählen die Theologie der Aufklärung (spätes 17. bis frühes 19. Jahrhundert), Theorien dogmatischer Entwicklung, Stabilität und Dynamik religiöser Menschenbilder, Religion als transzendente Zweitwertung und ihre politischen Folgen sowie Methodenfragen ökumenischer und interreligiöser Theologie. 2025 wurde Seewald mit dem mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet. 2025 übernahm Seewald außerdem von Peter Hünermann die Herausgabe des "Denzinger", der wichtigsten Sammlung der Entscheidungen des kirchlichen Lehramts von der Antike bis heute.
Zu seinen Werken zählt u.a. "Dogma im Wandel. Wie Glaubenslehren sich entwickeln" und "Reform. Dieselbe Kirche anders denken". Zuletzt erschien von ihm der Band "Welche Sprache spricht Gott? Versuche aus Judentum, Christentum und Islam". (Infos und Anmeldung zu den Vorträgen: www.theologischekurse.at)