Vatikansprecher Bruni bestätigt interne Untersuchung zu Vorwurf gegen Schweizergardisten
Vatikanstadt, 10.11.2025 (KAP) Erstmals hat sich der Vatikan zu einem mutmaßlichen anti-jüdischen Vorfall geäußert, bei dem ein Schweizergardist am 29. Oktober zwei Mitglieder der jüdischen Delegation am Rande einer Tagung zum "Nostra aetate"-Jubiläum verächtlich gemacht und in ihre Richtung gespuckt haben soll. "Die Päpstliche Schweizergarde hat eine Meldung über einen Vorfall erhalten, der sich an einem der Eingänge des Vatikans ereignet haben soll und bei dem Elemente festgestellt wurden, die als antisemitisch gedeutet werden könnten", erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Montag auf Fragen von Journalisten. Nach einer vorläufigen Rekonstruktion beziehe sich die Meldung auf einen Streit, der im Zusammenhang mit der Bitte um ein Foto an dem betreffenden Wachposten entstanden sein soll, hieß es weiter.
Der Vorfall sei Gegenstand eines internen Prüfverfahrens, das gemäß den Vorgaben bei Meldungen gegen Mitglieder der Garde eingeleitet worden sei. Das Verfahren werde "unter Wahrung der Grundsätze der Vertraulichkeit und Unparteilichkeit sowie in Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften durchgeführt", erklärte Bruni. "Die Päpstliche Schweizergarde bekräftigt im Rahmen ihrer jahrhundertealten Diensttradition ihr ständiges Bemühen, sicherzustellen, dass die Ausübung ihres Dienstes stets unter Achtung der Würde jeder Person sowie der grundlegenden Prinzipien der Gleichheit und der Nichtdiskriminierung erfolgt", fügte Bruni hinzu.
Ähnlich hatte sich vergangene Woche bereits ein Sprecher der päpstlichen Schweizergarde gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress geäußert. Die Untersuchung der Geschehnisse werde "längere Zeit" dauern, erklärte Garde-Sprecher Eliah Cinotti. Es gebe für Vorwürfe gegen Gardisten ein Standardverfahren, das auch in diesem Fall zur Anwendung komme. Man stehe mit den Betroffenen in Kontakt. Falls die Vorwürfe bestätigt werden, sind in der Schweizergarde wie in jeder Armee disziplinarische Strafen möglich.
Am vergangenen Donnerstag hatte eine von dem Vorfall betroffene jüdische Teilnehmerin, die israelische Autorin Michal Govrin, gegenüber Kathpress geschildert, wie sich ein Schweizergardist am Rande der Generalaudienz am 29. Oktober am Eingangsbereich zum Petersplatz verächtlich über anwesende jüdische Gäste geäußert und eine Spuckgeste in ihre Richtung gemacht habe. Zuvor habe der Gardist in französischer Sprache und in abfälliger Weise "les juifs" (die Juden) gesagt. Als erster hatte der in Salzburg lehrende deutsche Theologe Gregor Maria Hoff in der österreichischen Wochenzeitung "Die Furche" von dem Vorfall berichtet.
Der mutmaßliche Vorfall ereignete sich ausgerechnet am Rande einer Generalaudienz, bei der Papst Leo XIV. den Einsatz der katholischen Kirche gegen jede Form von Antisemitismus betonte. Anlass des Besuchs der jüdischen Delegation war ein dreitägiger Kongress in Rom zum Jubiläum des Konzilsdokuments "Nostra aetate" vom 28. Oktober 1965. In dem Text hatte die katholische Kirche ihre Beziehungen zum Judentum und zu anderen Religionen auf eine neue Grundlage des Respekts gestellt.
Israelische Autorin Michal Govrin in Kathpress-Interview: "Wir waren komplett schockiert. So ein Vorfall ausgerechnet im Vatikan? Ein unverblümter Ausdruck von Judenhass in krassem Kontrast zu den Worten des Papstes am Abend zuvor"
Salzburger Theologe berichtet in "Furche"-Gastbeitrag über Eklats bei Konferenz zu 60 Jahre "Nostra Aetate": Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben