Publikation "Ferdinand Klostermann und das Laienapostolat" soll Werk und Wirken des Konzilstheologen und Wiener Pastoraltheologen für Reformbemühungen in der Kirche neu fruchtbar machen
Linz, 10.11.2025 (KAP) Der Wiener Pastoraltheologe Ferdinand Klostermann (1907-1982) hat sich energisch für eine Reform der katholischen Kirche im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils eingesetzt. In Kooperation mit der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) präsentierte der Verlag "Edition R3" dieser Tage die Publikation "Ferdinand Klostermann und das Laienapostolat". Das Buch soll das Wirken Klostermanns würdigen und damit auch Impulse für eine zukunftsfähige Kirche im heute liefern, wie es bei der Präsentation an der KU Linz hieß.
Die Begeisterung, mit der Ferdinand Klostermann vom Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom 1965 nach Hause zurückgekehrt sein muss, rückte Universitätsprofessorin Klara-Antonia Csiszar, Vizerektorin der Katholischen Privat-Universität Linz, ins Zentrum ihrer Begrüßung: Im Gepäck hatte Klostermann laut Csiszar die Leidenschaft für einen neuen Aufbruch der Kirche, für die nun endlich auch amtskirchlich wiedergefundene Wertschätzung von Laiinnen und Laien und eine neue Sensibilität für alle Getauften.
Ferdinand Klostermann (1907-1982) studierte in Linz Theologie und wurde 1929 zum Priester geweiht. 1960 wurde er zum Mitglied der päpstlichen Kommission für das Laienapostolat beim Zweiten Vatikanum ernannt und trat 1962 die Professur für Pastoraltheologie an der Universität Wien an, die er bis zu seiner Emeritierung 1977 innehatte.
Als Herausgeber der Texte Klostermanns und weiterer Beiträge, die sich mit seinem Wirken befassen, fungieren mit Karl Immervoll und Alfred Kirchmayr zwei Schüler und Wegbegleiter des Pastoral- und Konzilstheologen. Kirchmayr zeichnete eingangs der Präsentation ein Bild des Klerikalismus als "kollektive Krankheit", verwandt dem Glauben, dass die eigene Kirche "die einzig richtige" sei. Es brauche aber keine Herren und Knechte, denn alle seien Brüder und Schwestern und als Getauften gleichermaßen auserwählt.
Leitung sei mit Klostermann zunächst schlicht als Funktion zu sehen, die sich durch die Weihe weder im Selbstverständnis noch institutionell als "Herrschaft" abheben dürfe. Und mit Nachdruck betonte Kirchmayr: "Nächstenliebe sollte als Sakrament eingeführt werden."
Von ungebrochener Aktualität sei auch Klostermanns Stellung zur Weihe von Frauen, die er in einem Rundfunkinterview 1970 jenseits aller theologischer Argumentationen als "reine kirchenrechtliche Machtfrage" gekennzeichnet habe. Dem entspreche, so Kirchmayr, auch Klostermanns "Theologie des Heiligen Geistes": Der Geist erneuere die Menschen durch neue Eindrücke und Aufgaben - das Christentum sei eine Lehre der Veränderung, nicht der Erstarrung.
Kritische Distanz zur Kirche
Karl Immervoll erinnerte an den leidenschaftlichen "Diskutierer Klostermann", der Auseinandersetzung und Konfrontation als Triebkraft und Korrektiv betrachtete: "Eine Theologie, die nur Theologie betreibt, ist eine schlechte Theologie." Es brauche den Blick über den Tellerrand, in andere Bereiche, Felder und auch Wissenschaften. Zudem habe Klostermann angesichts einer klerikalen Kirche dazu aufgerufen: "Identifiziert euch nicht mit der Kirche, bleibt auf kritischer Distanz."
Dass diese Haltung heute für den synodalen Prozess und sein Gelingen wieder eine ganz entscheidende Bedeutung gewinnt, unterstrich ein Statement Ferdinand Kaineders, Präsident der Katholischen Aktion Österreich, der auch einen Beitrag zur Publikation beisteuerte: "Das Buch möge wachrütteln und verdeutlichen, dass wir gemeinsam Kirche sind. Wem gehört Kirche? Dir, mir, uns. Wir sind Teilhaberinnen und Teilhaber am Lebewesen Kirche!"
Zu den Buchautoren zählt u.a. der Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner, gleichsam doppelt Nachfolger von Klostermann auf dem Lehrstuhl für Pastoraltheologie in Wien und als Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion Österreichs. Er beschreibt Klostermann als "Zeitenwender", denn er habe sich für eine kirchliche Zeitenwende leidenschaftlich engagiert.
Gedanken eines neuen Aufbruchs zu echter Geschlechtergerechtigkeit führt die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Angelika Ritter-Grepl, in ihrem Beitrag aus. Für Ritter-Grepl markiert die Weltsynode einen tiefgreifenden kirchlichen Wandel: "Sie zeigt eine Kirche im Übergang, die Macht neu verteilt, marginalisierte Stimmen integriert und synodale Prozesse als Weg der gemeinsamen Glaubensentscheidung versteht." Die Teilhabe aller begründe sich in der Taufe, die Ausdifferenzierung der Charismen und Ämter erfolge erst als nächster Schritt." Gedankengänge, die Klostermann in vielen seiner Schriften bereits skizziert oder auch detailliert ausformuliert habe.
Mit diesem Thema setzt sich auch der Beitrag der Theologin und Soziologin Katharina Renner auseinander. Sie begrüßt die Ansätze des Zweiten Vatikanums, stellt aber die Frage: "Wer ist eigentlich Laiin/Laie". Für Renner steht fest, dass "Laiinnen und Laien durch Taufe und Firmung berufen sind zum priesterlichen, prophetischen und königlichen Dienst".
Karl A. Immervoll / Alfred Kirchmayr (Hg.): Ferdinand Klostermann und das Laienapostolat. Der Aufbruch damals - die Klerikalisierung heute. Edition R3, Rutzenmoos 2025