COP30: NGOs fordern Einhaltung der nationalen Zusagen zum Klimaschutz
10.11.202511:22
Österreich/Klimaerwärmung/Finanzen/Politik/COP30
Zusammenschluss von Klimaschutz-Organisationen zum Start der Weltklimakonferenz: Bundesregierung steht im Wort, getätigte Zusagen für Projekte zur Klimafolgenanpassung einzuhalten - Ausfall von Finanzierung schadet internationalem Image Österreichs
Wien, 10.11.2025 (KAP) Zum Start der Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém hat ein Zusammenschluss von NGOs an die Bundesregierung appelliert, bereits getätigte Finanzierungszusagen im Bereich der bilateralen Klimaprojekte einzuhalten und abzusichern. "Die Menschen in den besonders stark von der Klimakatastrophe betroffenen Ländern des Globalen Südens brauchen Verlässlichkeit, die eingebrachte Expertise Österreichs muss gesichert werden", mahnte etwa Caritas-Vizepräsident Alexander Bodmann bei dem Online-Pressegespräch am Montag. Neben der Caritas wären bei der Pressekonferenz Hilfswerk International, die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) sowie Welthaus Graz vertreten.
Konkrete Signale erwarte man sich seitens des Ministers bei der COP30 im Blick auf den Beitrag Österreichs zum Anpassungsfonds, auf die Fortführung der bilateralen Klimaprojekte und den Einsatz für ein klares Aus der Förderung und Nutzung fossiler Energie, so Martin Krenn von der KOO: "Anstatt bereits budgetierte Gelder zurückzuhalten, soll die Bundesregierung ihren internationalen Verpflichtungen gerecht werden. Mit der Expertise österreichischer Organisationen, die schon lange verlässliche Partner für Menschen an vorderster Front der Klimakrise sind, kann Österreich wirkungsvolle Vorzeigeprojekte umsetzen. Dadurch kann sich Österreich international wieder als vertrauensvoller Partner auf Klimakonferenzen etablieren."
Verlässlichkeit bei Finanzierung
Nur durch diese Verlässlichkeit sei auch der von Österreich mit getragene Beschluss der letztjährigen Klimakonferenz von Baku umsetzbar, der eine Steigerung der jährlichen Unterstützung für Klimamaßnahmen in den Ländern des Globalen Südens seitens der Industrienationen auf 300 Milliarden Dollar vorsieht. Hier fehle bislang ein klarer Fahrplan Österreichs zur Umsetzung. "Österreich muss sich für die neue internationale Klimafinanzierung zukunftsweisend aufstellen, anstatt den Retourgang einzulegen. Die Bundesregierung darf sowohl die Menschen im Globalen Süden als auch ihre Finanzierungspartner innerhalb der EU nicht im Stich zu lassen", so Krenn, der die Bedeutung der Anpassungsprojekte unterstrich. Gerade in diesen Projekten könne die österreichische Expertise voll zur Geltung kommen und Menschen vor Ort effizient unterstützt werden.
"Wir sollten beim Thema Klimapolitik nicht nur über CO2-Bilanzen reden, sondern über Menschenleben", erinnerte in dem Zusammenhang Bodmann. Diese würden durch effizient und nachhaltig umgesetzte Klimawandel-Anpassungsprojekte gerettet - und zwar gerade im Bereich der besonders vulnerablen Gruppe der Frauen, Mädchen, älteren und kranken sowie behinderten Menschen. Beispiele, wo dies gelinge, gebe es inzwischen zahlreiche, verwies Bodmann auf entsprechende Projekte der Caritas in Nepal und Pakistan, deren Finanzierung nun aufgrund des budgetären Sparplans vor einem Aus stehen. Betroffen seien aktuell rund 100 solcher Projekte, für die - obgleich bereits zugesagt - noch kein Geld geflossen sei, so Bodmann. "Wir brauchen Planbarkeit und Verlässlichkeit. Die Finanzierung muss gesichert sein und nicht jedes Jahr neu erstritten werden", appellierte Bodmann abschließend an Minister Totschnig, Vizekanzler Andreas Babler und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger.
Auf die wechselseitigen Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen bzw. landwirtschaftlichen Veränderungen verwies Margareta Moser, Koordinatorin von Klima- und Landwirtschaftsprojekten bei Welthaus Graz. Längst seien die Folgen des Klimawandels schließlich auch in Österreich zu spüren - und die Probleme "nicht länger getrennt zu betrachten": Wie hierzulande Landwirtschaft betrieben wird, habe Auswirkungen auf die Länder des Globalen Südens - und umgekehrt, so Moser. Moser verwies diesbezüglich auf ein erfolgreiches Projekt, das Bauern aus Argentinien und Österreich zusammengebracht hat, um voneinander zu lernen. Klimaschutz werde nicht ohne eine veränderte Landwirtschaft und den Ausbau der nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft gelingen, zeigte sich Moser überzeugt.
Auf erfolgreiche, jedoch ebenfalls vom Finanzierungsstopp betroffene Projekte des Hilfswerks International etwa in Mosambik verwies Geschäftsführer Stefan Fritz. Durch konkrete Projekte wie etwa den Schutz bzw. Wiederaufbau von Mangrovenwäldern werde nicht nur nachweislich Klimaschutz betrieben, sondern Österreich zudem als verlässlicher Partner mit herausragender Expertise international wahrgenommen. Es wäre daher "ein wichtiges Zeichen" den Menschen vor Ort gegenüber wie gegenüber der internationalen Gemeinschaft, dass Österreich seinen zugesagten Verpflichtungen nachkomme, mahnte Fritz.
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