Ordensmann P. Dumont bei "Missionsreise" durch Österreich: Prekären Lebensbedingungen, darunter ausfallende Strom- und Handynetze, massive Lebensmittelknappheit und wachsende Orientierungslosigkeit der Jugend - Missionsgemeinschaft versucht, mit Seelsorge und Hilfsprojekten Perspektiven zu bieten
Wien, 10.11.2025 (KAP) Kubas Bevölkerung durchlebt eine sich immer weiter zuspitzende Versorgungskrise, die nur durch Naturkatastrophen wie kürzlich dem Hurrikan "Melissa" kurz an die Weltöffentlichkeit dringt: Das hat P. Sebastian Dumont, ein in der kubanischen Diözese Cienfuegos wirkender Missionspriester der Ordensgemeinschaft "Missionare Diener der Armen", im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress geschildert. Der aus Belgien stammende Geistliche war bis Sonntag auf einer zweiwöchigen Reise durch Wien, Niederösterreich und Salzburg unterwegs, mit einem Benefizkonzert in der Wiener Pfarre Maria Namen als kulturellem Höhepunkt.
Dumonts Einsatzregion an der Südküste im zentralen Teil der Insel blieb vom weiter östlich an Land gegangenen Wirbelsturm weitgehend verschont. Der Schock sitze den Menschen dennoch noch in den Gliedern, berichtete er, zudem seien in manchen Teilen des Landes die Strom- und Handynetze wegen von Wind und Starkregen beschädigten Hochspannungsleitungen und Umspannwerken noch nicht wiederhergestellt. Besonders mache jedoch die Knappheit an Nahrung zu schaffen: Viele Kubaner hätten gar nicht die Möglichkeit gehabt, rechtzeitig Vorräte anzulegen, und überlebten nur durch Nachbarschaftshilfe. "Viele unserer Nachbarn nehmen nur eine Mahlzeit täglich zu sich, damit ihre Kinder essen können", so Dumont.
Sechs Dollar Monatslohn
Schuld an der Zuspitzung der Knappheit ist laut dem belgischen Geistlichen vor allem die Inflation: Der Wechselkurs des US-Dollars habe sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt - von 250 auf 550 Pesos. "Der durchschnittliche Monatslohn ist jedoch gleich geblieben und beträgt rund 3.000 Pesos, also etwa sechs Dollar. Das reicht nicht einmal für das Nötigste." Kompensiert werde diese Lücke durch Hausgärten, eigene Hühnerhaltung, Reparaturwerkstätten oder kleine Eigenproduktionen, die zumindest einen Teil der Ernährung sichern.
Glücklich ist, wer über einen Garten verfügt, um selbstgezüchtete Kochbananen, Mandarinen, Mangos, Ananas oder Avocados verkaufen zu können, und erst recht, wer aus dem Ausland Geld überwiesen bekommt. Eine Besonderheit in Kuba sind die in den vergangenen Jahren entstandenen Online-Supermärkte, bei denen im Ausland lebende Verwandte für ihre Angehörigen Lebensmittel einkaufen und dafür in Devisen bezahlen. Die Waren werden dann ins Haus geliefert oder zur Abholung bereitgestellt.
Prekär ist in Kuba auch die Versorgung mit Medikamenten und Benzin. In öffentlichen Apotheken sei fast nichts zu bekommen, als Ausweg bietet sich nur importierte Medizin über private Kontakte an oder der Schwarzmarkt zu horrenden Preisen. Dumonts Gemeinschaft versucht mit Hilfssendungen, die Menschen in den betreuten Dörfern zu unterstützen. Die vermittelte medizinische Hilfe sei "ein Tropfen auf den heißen Stein - aber Schmerzmittel, Antibiotika, Herz- und Kreislaufmedikamente sind lebenswichtig", so der Priester.
Seelsorge, Soziales und Perspektiven
Pater Dumont und seine Ordensbrüder betreuen eine Pfarre mit rund 50.000 Einwohnern rund um den Hauptort Cumaneyagua. Sie feiern täglich Messen in verschiedenen Dörfern, führen Hausbesuche bei Kranken durch, bereiten Taufen vor und bieten Katechese für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Wichtigstes Ziel ihrer Arbeit ist die Seelsorge, die Feier von Sakramenten und die religiöse Begleitung der Bevölkerung. An Sonntagen kommen rund 180 Menschen zur Eucharistie, was für Kuba viel sei.
Die Priestergruppe ist zudem mit dem Wiederaufbau der Pfarrkirche befasst, die vor fünf Jahren beschädigt wurde. Unter Leitung eines Mitbruders, der auch Architekt ist, organisieren sie Materialbeschaffung und Arbeitskräfte, Stromausfälle werden mit einem Generator ausgeglichen. Parallel organisieren sie in Kooperation mit der Diözesancaritas Cienfuegos Bildungs- und Sozialprojekte, bieten Nachhilfe, Musik- und Kunstunterricht, Schneiderei- und Alphabetisierungskurse sowie ein Seniorenprogramm an.
Große Sorgen bereiten dem Missionar Kubas Jugendliche. "Viele träumen nur noch davon, das Land zu verlassen, und zwar nicht nur in die USA. Wer spanische Vorfahren hat, bemüht sich um Papiere, andere gehen nach Brasilien." Vor Ort nähmen der Drogenkonsum und die Orientierungslosigkeit zu, spürbar am enormen täglichen Zulauf zu den Diskotheken, "die bis fünf Uhr früh, auch wenn kein Strom da ist - dank Generatoren". Die Kirche versuche, alternative Perspektiven durch Sport, Freizeitprogramme und Sommercamps zu bieten. Das Zeugnis der Missionare zieht durchaus an: Vier junge Männer seiner Pfarre seien zuletzt ins Priesterseminar eingetreten, berichtet Dumont.
Hoffnung durch Papst Leo
Die Wahl von Papst Leo XIV. bezeichnet Dumont als "ein Zeichen der Vorsehung". In Kuba wüssten die Menschen kaum etwas über den neuen Papst, weil es dort keine freien Medien gibt. Er selbst sehe in Leo XIV., der zuvor Missionspriester und später Bischof in Peru war, eine Figur, "der wirklich versteht, was Mission bedeutet. Kirchenleute aus den USA verstehen darunter meist nur finanzielle Hilfe oder machen Kurzeinsätze in ärmeren Ländern. Er war jedoch über 25 Jahre lang in Peru und lebte mit den Menschen", so Dumont, der selbst vor seinem Aufenthalt in Kuba vor und nach seinem Studium insgesamt zehn Jahre lang in dem Andenland wirkte.
Der Papst kenne seine Gemeinschaft persönlich, habe einst als Oberer der Augustiner deren von einem Mitglied des Ordens erfolgte Gründung autorisiert und später - bereits als Bischof - für deren Mitglieder einen Online-Vortrag über Kinderschutz gehalten, "bestens vorbereitet, praxisnah und verständlich". Besonders beeindruckt habe ihn jedoch das erste Papstschreiben, das im September veröffentlichte "Dilexi te" über die Beziehung der Kirche zu den Armen. "Leo XIV. beschreibt darin, dass die Zuwendung zu den Armen eine Erneuerung für Kirche und Gesellschaft bringen wird. Und er beschreibt, wie die milde Gabe auch denen guttut, die geben", so Dumont.
Brücke von Kuba nach Österreich
Als Teil seiner eigenen "Mission" sieht es der Geistliche, der regelmäßig in Europa von seinem Einsatz berichtet, "Brücken zwischen den reichen und den armen Teilen der Welt zu bauen". Außer durch Benefizreisen geschieht dies auch durch eine Zeitschrift, in der seine Gemeinschaft allein in Österreich mit 800 Empfängerhaushalten in regelmäßigem Kontakt ist. (Infos: www.msptm.com/de, Spenden: Verein Missionare Diener der Armen, Hypo-Bank Landeck, IBAN: AT82 5700 0001 8003 8400)
Benefizreise durch Österreich und Wiener Konzert mit Arien, Boleros und Tangos - Ordenspriester P. Dumont berichtet über kirchliches Engagement inmitten der Krise auf Kuba