Katholische Aktion Österreich würdigt Papstschreiben: Option für die Armen, Aufforderung zu politischem Engagement gegen Armut und zu Werken der Barmherzigkeit für Arme und Ausgegrenzte - Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz lobt "entwaffnende Klarheit" des Schreibens
Wien, 09.10.2025 (KAP) Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) sieht im am Donnerstag präsentierten Apostolischen Schreiben "Dilexi te" eine Bestärkung für das soziale Engagement von Christinnen und Christen. Dies betrifft sowohl die Bekämpfung von politischen Strukturen, die Armut erzeugen, als auch die Werke der Barmherzigkeit für Arme und Ausgegrenzte, wie es in einer Aussendung hieß.
"Papst Leo nennt eine große Zahl an Vorbildern für die verschiedenen Felder sozialen Handelns aus dem christlichen Glauben heraus. Damit stellt er unsere heutigen Aktivitäten auf gesellschaftspolitischer Ebene wie auch auf der Ebene der einzelnen konkreten Hilfe für Arme in die Tradition der Kirche", so KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner: "All das Gute, das wir heute tun, liegt in der DNA als Kirche."
Bedeutend ist für die KAÖ die gute Analyse der Armut, die den weiteren Ausführungen zugrunde liegt. Das Apostolische Schreiben spreche damit die Verteilungsgerechtigkeit, den Unterschied zwischen relativer und absoluter Armut und den Themenkomplex der "Schuld" an. Papst Leo mache auch deutlich, dass es keine Trennung von Liturgie und Caritas gibt. "Glaube ohne Taten ist tot, das ist die Botschaft und eine Aufforderung an uns Christinnen und Christen, uns im Sinne des Evangeliums und im Sinne einer Option für die Armen gesellschaftspolitisch zu engagieren", so Renner, die nicht nur ehrenamtlich in der KAÖ, sondern auch hauptamtlich in der Caritas mit dem Thema Armut befasst ist.
Renner hob zudem hervor, dass Papst Leo auch nicht vor Bezügen zu heutigen heißen politischen Eisen zurückschrecke, wenn er etwa auf die Situation von und den Umgang mit Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen verweist. Man könne bei diesem Kapitel nicht anders "als an die Lager denken, die an den Außengrenzen Europas entstehen sollen, in denen Asylsuchende unter haftähnlichen Bedingungen auf den Ausgang ihres Verfahrens warten müssen", so die KAÖ-Vizepräsidentin.
Dies verstoße gegen die Menschenwürde und mache die Asylsuchenden in den Augen der Öffentlichkeit zu Straftätern. Renner: "Hier ist es unsere Aufgabe als Christinnen und Christen, aufzuzeigen, dass Flucht kein Haftgrund ist und Menschen in Verfahren nicht festgehalten werden dürfen."
Strukturen verändern und Gutes tun
Positiv wird in der KAÖ-Aussendung auch vermerkt, dass das Schreiben auch auf die Bedeutung von Bildung als Schlüssel, Strukturen der Armut aufzubrechen, eingeht. Es konstatiere Bildung als Recht und durch die Menschenwürde begründet. Der Papst beschreibe Bildung als Emanzipationsgeschehen, das grundlegend für die Befreiung von struktureller Armut ist, würdigt die KAÖ. Auch dieser Aspekt der Armutsbekämpfung müsse noch stärker in den Fokus der Politik geraten.
Für die großen nötigen Veränderungen bedürfe es jedenfalls des Zusammenschlusses vieler Bewegungen und Akteure, auch wenn diese aus anderen politischen Richtungen kämen. Einmal mehr kläre dieses Schreiben eindeutig: "Almosen lösen das Problem der Armut nicht. Aber sie sind eine Bewegung der Menschlichkeit", so Renner.
Alle Christinnen und Christen seien aufgerufen, "im Hier und Jetzt zu teilen und konkret zu helfen und gleichzeitig in Organisationen und Institutionen Strukturen zu verändern, um Armut zu beseitigen".
Systemische Ursachen der Armut benannt
Lob für das Apostolische Schreiben kam auch von Anja Appel, Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission. "Dilexit te" zeige "mit entwaffnender Klarheit auf, wie zentral die globale Solidarität mit Armen und Armgemachten für ein wahrhaftes christliches Zeugnis als Kirche ist und bleiben muss", schrieb Appel in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. Ganz wesentlich gehöre dazu, "die systemischen Ursachen der Armut anzuklagen und ungerechte Strukturen in Politik und Wirtschaft aufzuzeigen".
Appell bezeichnete die auch von Leo XIV. hervorgehobene Lebensrealität der Armen und die dahinterliegenden Ursachen als "Mahnung, uns weiterhin laut einzusetzen für mehr Engagement der EU und Österreichs"; konkret im "sozial-ökologischen Umbau unserer Gesellschaft" sowie auch finanziell und ambitioniert seitens der wohlhabenden Länder. Dies gelte besonders in den Bereichen Klimaschutz und -anpassung, internationale Entwicklungszusammenarbeit sowie Entschuldung.