Mazal: Papst-Schreiben verlangt nach "persönlichem Lebenszeugnis"
09.10.202512:53
Österreich/Papst/Armut/Kirche/KLRÖ/Mazal
Präsident des Katholischen Laienrates: Papst-Schreiben "Dilexi te" ist kein "Appell an Dritte", sondern fordert, "ein persönliches Lebenszeugnis als Beispiel zu geben, um selbst im Glauben zu wachsen"
Wien, 09.10.2025 (KAP) Auf den individualethischen Aspekt des neuen Papst-Schreibens "Dilexi te" weist der Arbeits- und Sozialrechtler und Präsident des Katholischen Laienrates, Prof. Wolfgang Mazal. Es sei "ermutigend", dass der Papst die Geschichte prägender kirchlicher Personen und Organisationen entfaltet, "in denen Menschen ihre persönliche Berufung zu Christus in der Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer bedürftigen Mitmenschen gelebt haben". Die im Schreiben entfaltete Lehre zeige insofern, "dass der Weg des Glaubens nicht den Appell an Dritte fordert, mit den Armen solidarisch zu sein, sondern ein persönliches Lebenszeugnis als Beispiel zu geben, um selbst im Glauben zu wachsen", schreibt Mazal in einer Stellungnahme auf der Website des Laienrates (www.laienrat.at).
Dieser individualethische Fokus sei auch der Grund dafür, dass sich "Dilexi te" jeder "plakativen Kritik in der Alltagspolitik" entziehe. Die Aussagen des Schreibens seien bewusst offen gehalten, um im jeweiligen Kontext neu ausgedeutet zu werden. Dies gelte für das Diktum von der "Wirtschaftet, die tötet" ebenso wie für das genaue Verhältnis von struktureller und individueller Armutsbekämpfung: stets müsse je nach politischem und sozialem Kontext bewertet werden, was dies bedeute: Schließlich habe die Kritik an einer "Wirtschaft, die tötet" in einem Sozialstaat eine andere Bedeutung, "als in Gesellschaften, in denen schamlose Bereicherung Einzelner Arme ausbeutet".
Und so bleibe die Herausforderung bestehen, je nach Gesellschaft auszudeuten, wie der von Papst Leo formulierte Anspruch, als Einzelne und als Kirche die Hinwendung zu den Armen als Weg des Glaubens zu verstehen, konkret gelebt werden könne, so Mazal. "Dem hohen individualethischen Anspruch des Schreibens würde es jedenfalls nicht genügen, als Konsequenz das Niveau der staatlich organisierten Solidarität zu kritisieren", schloss der Sozialrechtler. (Wortlaut des Beitrags unter: www.laienrat.at/aktuelles/155484/anmerkungen-zur-apostolischen-exhortation-dilexi-te-von-papst-leo-xiv.)
(Kathpress-Themenpaket mit allen aktuellen Meldungen zur Veröffentlichung des Papstschreibens "Dilexi te" abrufbar unter www.kathpress.at/dilexi-te)