Papst an "Digital-Missionare": Knüpft Netzwerke von Liebe und Frieden
29.07.202514:31
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Leo XIV. wendet sich bei Gottesdienst im Petersdom an 1.400 junge Influencer
Vatikanstadt, 29.07.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat Social-Media-Aktivisten ermutigt, Soziale Netzwerke und digitale Medien für die christliche Botschaft von Hoffnung und Frieden zu nutzen. Technologie bis hin zur Künstlichen Intelligenz prägten das Leben heute grundlegend, sagte er am Dienstag im Petersdom. "Aber nichts, was vom Menschen und seiner Schöpferkraft kommt, darf dafür verwendet werden, die Würde anderer zu verletzen", unterstrich der Papst. "Unsere, eure Mission ist es, eine Kultur des christlichen Humanismus zu pflegen, und dies gemeinsam zu tun. Das ist für uns die Schönheit des 'Netzes'", so das Kirchenoberhaupt vor rund 1.400 jungen Influencern und "Digital-Missionaren".
Sie sollten sich an der Mission der Kirche beteiligen, den Frieden überall zu suchen und zu verkünden; "sowohl an den dramatischen Orten des Krieges als auch in den leeren Herzen derer, die den Sinn des Lebens und die Freude an der Innerlichkeit, am geistlichen Leben verloren haben", so Leo XIV. in seiner teils auf Italienisch, Englisch und Spanisch gehaltenen Ansprache. "Wir haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein zeitgemäßes Denken und eine zeitgemäße Sprache zu entwickeln, die der Liebe eine Stimme geben." Es gehe nicht einfach darum, Inhalte zu produzieren, sondern "Herzen einander begegnen zu lassen".
Schon Christus habe seine Jünger aufgefordert, "Netze zu knüpfen: Netze der Beziehungen, Netze der Liebe, Netze des selbstlosen Teilens, in denen tiefe Freundschaft ist", erinnerte Leo. "Netze, in denen Zerbrochenes wieder zusammengefügt werden kann, in denen man von Einsamkeit geheilt werden kann, ohne die Anzahl der Follower zu zählen, sondern indem wir in jeder Begegnung die unendliche Größe der Liebe erfahren."
Es gehe um Netze, in denen keine "Blase" die Stimmen der Schwächsten übertönen könne, sondern um "Netze der Wahrheit", letztlich dem "Netz Gottes", sagte Leo. An die Influencer appellierte er, "Akteure der Gemeinschaft" zu sein, fähig, die Logik der Spaltung und Polarisierung, des Individualismus und Egozentrismus zu durchbrechen. "Seid auf Christus ausgerichtet, um die Logik der Welt, der Fake News, der Leichtsinnigkeit mittels der Schönheit und des Lichts der Wahrheit zu überwinden."
Der Papst äußerte sich am Ende einer Messe für katholische Influencer und "Digital-Missionare", die zum Auftakt des Jubiläums der Jugend iim Petersdom stattfand. Zu der Veranstaltung im Rahmen des Heiligen Jahres der katholischen Kirche werden bis Sonntag rund 500.000 Menschen in Rom erwartet.
Kardinal an Influencer: "Seid Kritisch! Unterscheidet!"
Dem Gottesdienst am Dienstagvormittag stand der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle vor. Auch er hat die jungen Influencer an ihre Verantwortung als "Einflussnehmer" erinnert. Einfluss zu nehmen oder beeinflusst zu werden, sei heute Teil des täglichen Lebens, sagte Tagle. Doch könne diese Einflussnahme giftig und gefährlich sein, so der Kardinal. "Seid kritisch! Unterscheidet!", appellierte er an die jungen Katholiken. Diese seien "nicht nur Einflussnehmer, Influencer, sondern auch Missionare".
Der stellvertretende Leiter des Vatikan-Dikasteriums für die Evangelisierung sagte in seiner auf Englisch gehaltenen Predigt, der Verfall von Familie, Gemeinschaft, Bildung, Regierung, Gesundheitswesen, Kunst, Kultur und Arbeit beeinflusse die Menschen. "So wie die Erde und die Umwelt uns beeinflussen, so beeinflussen auch unsere Aktivitäten den Planeten." Ebenso nutzten manche Unternehmen zur Beeinflussung von Konsumenten und Gewinnsteigerung irreführende Werbung; bei Wahlen würden Bestechung oder Rufschädigung von Kandidaten eingesetzt. Um Ideologien zu verbreiten, griffen manche zu Zwang und Gehirnwäsche. "Um ihre Feinde zur Unterwerfung zu bewegen, greifen manche Mächtige und Nationen zu Krieg, Bomben und erzwungenem Hungertod", kritisierte Tagle.
Gott habe keine Textnachricht, keine E-Mail oder Datei geschickt, um die Menschheit zu erlösen, sondern seinen Sohn, betonte der Kardinal. "Jesus ist kein Gesicht oder Stimme, erzeugt durch ein digitales Programm, sondern das Ebenbild des unsichtbaren Gottes." Liebe könne nicht durch einen Algorithmus erzeugt werden. Tagle ermutigte die Social-Media-Aktivisten, Jesus in ihr Leben einzulassen, "dann werdet ihr brennen!" Sie sollten als Digital-Missionare und Influencer mit der Liebe Gottes und den Heiligen Geist verhindern, "dass giftige Einflüsse in die Herzen der Menschen und der Gesellschaft eindringen".
Die eigentliche Willkommensmesse des katholischen Weltjugendtreffens findet an diesem Dienstagabend auf dem Petersplatz statt. Geleitet wird sie vom päpstlichen Beauftragten des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella.
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