Spiritueller Führer des tibetischen Buddhismus in Botschaft vor 90. Geburtstag am Sonntag: "Die Institution des Dalai Lamas wird fortbestehen" - Peking will mitmischen
Dharamsala/Peking, 02.07.2025 (KAP/KNA) In einer mit Spannung erwarteten Videobotschaft hat der 14. Dalai Lama die Unabhängigkeit von China in der Nachfolge-Frage betont. Die "alleinige Befugnis" für die Ernennung des 15. Dalai Lamas liege bei der Stiftung Gaden Phodrang, erklärte der spirituelle Führer des tibetischen Buddhismus am Mittwoch.
Er bekräftigte, dass er - gemäß dem Glauben - auf jeden Fall wiedergeboren werden wolle: "Die Institution des Dalai Lamas wird fortbestehen." Jede Einmischung der kommunistischen Führung in Peking bei der Suche nach seiner Reinkarnation wies er zurück. Die Stiftung habe den Auftrag, Suche und Ernennung "entsprechend der bisherigen Tradition" vorzunehmen. Die spirituelle Repräsentanz ist die offizielle Organisation, die sämtliche religiösen und administrativen Angelegenheiten des Dalai Lamas verwaltet.
Am Sonntag 90
Am Sonntag feiert Tenzin Gyatso, so der Name des populären Mönchs und Friedensnobelpreisträgers von 1989, seinen 90. Geburtstag. Beobachter in aller Welt hatten zu diesem Anlass mit einem Statement zur Nachfolge-Debatte gerechnet. Das Thema sorgt für Streit mit der chinesischen Regierung, die ihrerseits den Anspruch erhebt, den künftigen Dalai Lama auszuwählen.
In einer ersten Reaktion hielt das Außenministerium in Peking am Mittwoch an dem Plan fest, in eigener Regie eine Wiedergeburt in China zu suchen, die nur mit Genehmigung der Regierung ernannt werden dürfe. In seinem jüngsten Buch hatte der Dalai Lama indes betont, dass er "in der freien Welt" wiedergeboren werden wolle, damit sein Nachfolger ungehindert seine Aufgabe fortsetzen könne.
Tibets Exilregierung kritisiert China
Penpa Tsering, Chef der tibetischen Exilregierung, kritisierte Peking für die erneute Einmischung. "Über die Wiedergeburt des Dalai Lamas entscheiden die Tibeter allein", sagte er Ippen Media.
China schmiedet schon seit Jahren Pläne, um die Auswahl einer Reinkarnation zu kontrollieren. Dies dürfte letztlich zu zwei konkurrierenden Dalai Lamas führen: einer, den das tibetische Volk anerkennt und einer von Pekings Gnaden. Ähnliches passierte bereits mit dem Panchen Lama, dem zweithöchsten tibetischen Religionsführer. Der "chinesische" Panchen Lama, der heute 35 Jahre alt ist, findet unter Gläubigen aber wenig Anerkennung.
Nach dem Tod eines Dalai Lamas suchen normalerweise tibetanische Mönche nach einem Kind, in dem nach ihrer Überzeugung die Seele des Buddhas des Mitgefühls fortlebt. Der 14. Dalai Lama wurde 1935 im Nordosten Tibets als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Nachdem er 1940 inthronisiert und 1950 zum Oberhaupt eines unabhängigen Tibet ausgerufen worden war, marschierte noch im selben Jahr die chinesische Armee ein. 1959 floh der Dalai Lama nach einem gescheiterten Aufstand und lebt seither im Exil in Indien. Die meisten Klöster und Tempel seines Landes wurden zerstört.
Gratulation von Österreichs Buddhisten
Die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft (ÖBR) gratulierte dem Dalai Lama laut APA in einer Aussendung vom Mittwoch zum 90er und übermittelte ihm "die besten Wünsche für Gesundheit und langes Leben". "Es ist ein seltenes Glück, dass Persönlichkeiten auf dieser Erde geboren werden, welche die Weisheiten der Buddhalehre verwirklicht haben und zugleich die Gabe besitzen, diese Weisheiten allen Menschen zugänglich zu machen. Mit der Geburt von Tensin Gyatso (Mönchsname des Dalai Lama, Anm.) hat unsere Welt am 6. Juli 1935 ein solches Geschenk erhalten", erklärte ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab. "Möge uns dieser 'Ozean der Weisheit', wie die Übersetzung der Bezeichnung 'Dalai Lama' lautet, noch lange hilfreich durch die Zeit begleiten!"