Hilfswerk: Syrische Christen wünschen sich mehr Solidarität
27.06.202514:04
Syrien/Hilfsorganisation/Kirche
Ordensmann aus Latakia kritisiert, dass Politik Übergriffe auf Christen oft verharmlose: "Christen haben das Recht, in einem sicheren Land zu leben, zur Kirche zu gehen und in Frieden zu beten"
München/Damaskus, 27.06.2025 (KAP/KNA) Die Christen in Syrien fühlen sich laut "Kirche in Not" zunehmend alleingelassen. Wie das katholische Hilfswerk am Freitag in München mitteilte, erreichten dieses Rufe von Projektpartnern. So erklärte Franziskanerpater Fadi Azar aus der Hafenstadt Latakia: "Wir bitten um Interventionen des Westens, des Vatikans, der Europäischen Union." Hintergrund ist unter anderem der Anschlag auf die griechisch-orthodoxe Mar-Elias-Kirche in Damaskus. Der Ordensmann kritisierte, dass die Politik Übergriffe auf Christen oft verharmlose. Gespräche der Kirchen mit staatlichen Stellen endeten meist mit der Aussage, es handle sich um "Einzelfälle".
"Die Christen in Syrien leiden sehr. Wir wollen nur Gerechtigkeit - nichts weiter. Christen haben das Recht, in einem sicheren Land zu leben, zur Kirche zu gehen und in Frieden zu beten", so der Franziskaner. Das jüngste Attentat habe das ganze Land erschüttert, doch auch zuvor habe es schon Drohungen gegen kirchliche Einrichtungen, Gewalt und Diskriminierungen gegeben: "Zum Beispiel wurde vor den Kirchen in Homs und Hama geschossen. Es gab auch Entführungen, Christen verlieren ihre Arbeit", erzählte der Pater.
Seit dem Machtwechsel in Syrien Ende 2024 sei die Sicherheitslage instabiler geworden, führte der Ordensmann weiter aus. Das gelte aber nicht nur für die Christen, sondern auch für Alawiten und Drusen. Er erinnerte an das Massaker an Mitgliedern der muslimischen Religionsgemeinschaft der Alawiten in der Region um Latakia vergangenen März. Dabei gab es der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge über 1.300 Tote.
Fanatische Islamisten
Zur Frage nach den Tätern des jüngsten Anschlags erklärte der Franziskaner, lokale Beobachter gingen davon aus, dass es sich um die islamistische Gruppe Saraya Ansar-al-Sunna gehandelt habe. Diese sei früher nur im Norden Syriens aktiv gewesen und stehe in engem Kontakt mit der Terrormiliz "Islamischer Staat". Diese Gruppen wollten keinen zivilen Staat, sondern ein fanatisches islamistisches Regime, so der Ordensmann. Beobachter sähen die Gefahr eines neuen Bürgerkriegs in Syrien.
Unter den wenigen im Land verbliebenen Christen machten sich nun erneut Fluchtgedanken breit, berichtete der Pater. Die Zahl der Christen in Syrien liegt lokalen Schätzungen zufolge aktuell bei etwa 250.000, das sind unter drei Prozent der Bevölkerung. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 seien es 1,5 Millionen gewesen.