Kabarettist Günther Paal und Theologe Ulrich Körtner diskutierten bei der "Langen Nacht der Kirchen" über Sinn, Grenzen und theologische Fundamente der Hoffnung
Wien, 24.05.2025 (KAP) Über Sinn, Grenzen und Grundlagen der Hoffnung haben am Freitagabend der Kabarettist Günther Paal ("Gunkl") und der evangelische Theologe Ulrich Körtner im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" diskutiert. Unter dem Titel "Wir können hoffen - können wir hoffen?" standen in der Lutherischen Stadtkirche in Wien gesellschaftliche, existenzielle und theologische Dimensionen von Hoffnung im Zentrum. Hoffnung sei keine Vertröstung, sondern eine Haltung zwischen Skepsis und Vertrauen, lautete der Tenor der beiden Diskutanten, der eine laut eigener Beschreibung Skeptiker, der andere Theologe in dritter Generation.
Körtner beschrieb Hoffnung weniger als naive Erwartung, sondern als "widerständiges Vertrauen", das in der christlichen Tradition tief verankert sei. Hoffnung gründe nicht auf Sicherheit, sondern auf Gewissheit, so der Medizinethiker. Paulus spreche in der Bibel von Gott als dem "Gott der Hoffnung". Diese biblische Perspektive verstehe Hoffnung als Kraft, die in Krisen trägt - nicht als Illusion.
Hoffnung ist damit laut dem Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien mehr als subjektiver Optimismus. Sie gründe in einem Vertrauen, das über rationale Kalkulation hinausgehe. "Glaube ist keine Sicherheit, aber eine Gewissheit", sagte Körtner. Hoffnung meine nicht die Zusage konkreter Erfüllung, sondern Kraft zum Widerstehen.
Der Kabarettist Paal stellte der theologischen Zuversicht eine skeptische Sichtweise gegenüber: So könne Hoffnung auch eine Form der Selbsttäuschung sein. Notwendig sei es, zwischen begründeter Erwartung und bloßem Wunschdenken zu unterscheiden. Hoffnung ohne reale Grundlage sei "nicht mehr als ein inneres Placebo". Als Beispiel brachte Paal etwa die Hoffnung auf den Sieg des eigenen Fußballvereins oder auf schönes Wetter - beides könne man mit reinem Hoffen nicht beeinflussen, so sein Fazit. Hoffnung sei somit oft Ausdruck eines Wunsches, ohne dass diesem notwendigerweise eine reale Möglichkeit zugrunde liege.
Weder Vertröstung noch moralische Überhöhung
Angesprochen wurden auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, etwa die Klimakrise oder politische Polarisierung. Beide Gesprächspartner warnten vor Resignation oder Zynismus. Hoffnung dürfe keine Vertröstung sein, müsse aber auch in schwierigen Situationen handlungsfähig halten. In diesem Sinne bezeichnete Körtner christliche Hoffnung als "widerständig": nicht illusionär, aber dem Tod und der Verzweiflung entgegengesetzt. Körtner verwies dabei u.a. auf das Spannungsverhältnis zwischen Endlichkeit und Verantwortung.
Paal kritisierte wiederum moralische Überhöhung in Teilen des Aktivismus, etwa im Umfeld der Klimabewegung. "Gunkl" war selbst Teil der "Kabarettist:innen for Future" und unterstützte im Mai 2023 eine Straßenblockade der "Letzten Generation". Hoffnung solle nicht zum Selbstzweck werden, sondern an konkretem Engagement orientiert bleiben. Man müsse für etwas einstehen können, "auch wenn man nicht weiß, ob es kommt", so der Kabarettist.
Die Diskussion war Teil eines umfangreichen Programms der Langen Nacht der Kirchen, bei der rund 150 Kirchen in Wien geöffnet waren. Österreichweit öffneten etwa 700 Kirchen ihre Türen und boten mehr als 2.000 Programmangebote, von Gottesdiensten über Vorträge, Diskussionen hin zu Konzerten und kulturellen sowie kulinarischen Angeboten. Beteiligt waren heuer alle österreichischen Diözesen, außerdem fand die "Lange Nacht" zeitgleich in elf Kantonen der Schweiz, in Südtirol und in Tschechien statt.