Wiener Bischofsvikar Schutzki: "Gemeinsam haben die Kirchen in dieser Nacht wieder einmal die christliche Hoffnung und Offenheit zum Ausdruck gebracht" - Evangelischer Superintendent Geist: Frage der Hoffnung bewegt die Menschen - Orthodoxer Erzpriester Bozic: "Unsere Kirchen sind immer offen"
Wien, 23.05.2025 (KAP) "Gemeinsam haben die Kirchen in dieser Nacht wieder einmal die christliche Hoffnung und Offenheit zum Ausdruck gebracht." Diese Bilanz zog Freitagnacht der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki gegenüber Kathpress. Insgesamt 300.000 Besucherinnen und Besucher zählten die Veranstalter der "Langen Nacht" in österreichweit rund 700 offenen Kirchen. In Wien luden 180 Kirchen zu knapp 800 Veranstaltungen. Das österreichweite Motto lautete "Wir können hoffen! - Wir können #offen".
Schutzki zeigte sich beeindruckt vom vielfältigen Programm in den teilnehmenden Kirchen. Die Angebote hätten auf unterschiedlichste Weise die christliche Hoffnung zum Ausdruck gebracht. Er habe mit hunderten Menschen kurz sprechen können und sei auch bewegt von der Freude und Zuversicht, die die Kirchen in dieser durchaus sehr schwierigen Zeit bei vielen Besucherinnen und Besuchern in der "Langen Nacht" vermitteln konnten.
Wiener Administrator Grünwidl besucht Evangelische
Ökumenisch unterwegs war in der "Langen Nacht" der Wiener Apostolische Administrator Josef Grünwidl. Er besuchte im südlichen Niederösterreich in Neunkirchen die Evangelische Pfarrgemeinde, nahm an einer Begegnung mit der Pfarrerin und einer Kirchenführung teil. "Ich war in der ältesten evangelischen Kirche Niederösterreichs mit Turm", so Grünwidl gegenüber Kathpress.
Erklärend wies der Administrator darauf hin, dass die evangelische Kirche in Österreich lange Zeit unter schwierigsten Bedingungen zu kämpfen hatte und keine Religionsfreiheit genoss. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts war es möglich, dass evangelische Kirchen "sichtbar" wurden und mit Turm gebaut werden konnten. Zuvor gab es nur sogenannte "Bethäuser". Die Kirche in Neunkirchen wurde als erste evangelische Kirche in Niederösterreich wirklich als Kirche gebaut. In Backsteingotik gestaltet, erfolgte am 17. Mai 1863 die Weihe der Kirche. Administrator Grünwidl sprach gegenüber Kathpress von sehr herzlichen Begegnungen mit den evangelischen Christinnen und Christen vor Ort.
Gespräche abseits des Programms
Ein höchst positives Resümee zog auch der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist. Er bezeichnete die "Lange Nacht" als eines der gelungensten ökumenischen Projekte überhaupt. In dieser Nacht sei es den Kirchen mit ihren durchaus auch originellen und ungewöhnlichen Programmangeboten möglich, viele Menschen zu erreichen, wie es sonst kaum möglich wäre.
Dass man gerade mit dem Thema der christlichen Hoffnung viele Menschen erreichen kann, hätten zahlreiche Programmpunkte gezeigt. Geist verwies u.a. auf die Diskussion in der Lutherischen Stadtkirche zwischen dem Kabarettisten Gunkel (Günther Paal) und dem evangelischen Theologen Prof. Ulrich Körtner zur Frage: "Können wir hoffen? Was ist der Grund unserer Hoffnung?" Das Thema sei aktuell wie nie zuvor.
Der Reiz der "Langen Nacht" liege aber auch in den vielen Begegnungen und Gesprächen abseits des offiziellen Programms, so Geist, der wie jedes Jahr viele Kirchen besuchte. Und nicht zu unterschätzen seien auch die kulinarischen Highlights, so der Superintendent, der in diesem Zusammenhang etwa die biblischen Köstlichkeiten erwähnte, die man in dieser Nacht im Bibelzentrum beim Museumsquartier probieren konnte.
Orthodoxe offene Türen
"Unsere Kirche ist offen für alle Interessierten, nicht nur in der 'Langen Nacht'." - Das betonte der serbisch-orthodoxe Erzpriester Slavisa Bozic im Interview mit Kathpress. Aber natürlich sei es für seine Kirche fast schon eine Selbstverständlichkeit, an dieser ökumenischen Aktion mitzumachen und das orthodoxe Christentum bzw. den orthodoxen Glauben zu zeigen bzw. darüber Auskunft zu geben.
Bozic verbrachte den Abend bzw. die Nacht in der serbisch-orthodoxen Kirche zur Auferstehung Christi im Zweiten Bezirk. In der Kirche konnte man in dieser Nacht neben einer Vesper auch eine mehrstündige byzantinische Vigil (Nachtwache) miterleben bzw. mitfeiern. In der Kirche wird am Samstag das Fest des "Slawenapostel" Kyrill und Method gefeiert. Die Vigil war bereits den beiden Heiligen gewidmet.
Die Kirche gibt es seit 2002, als die serbisch-orthodoxe Kirche in der Engerthstraße eine aufgelassene Straßenbahngarage erwarb und einen Gottesdienstraum nach orthodoxen Vorgaben einrichtete. Die Einweihung der neuen Kirche fand am 26. Oktober 2002 statt. Ab 2006 fand ein Umbau statt, der mit der Neueinweihung der Kirche am 30. September 2007 abgeschlossen wurde. Bei dem Umbau wurden unter anderem die zwei Kirchtürme errichtet.