Podiumsgespräch bei "Langer Nacht der Kirchen" über Beitrag religiöser Bildung zum Gemeinwohl - Wiener Schulamtsleiterin Pinz: Zukunft wird mehr Kooperation der Konfessionen in Bildungsfragen und auch mit dem Ethik-Unterricht im Interesse des Zusammenlebens und der Friedenssicherung bringen
Wien, 23.05.2025 (KAP) In Zukunft wird der Religionsunterricht verstärkt auf kooperative Formen setzen und auch neue fächer- und religionsübergreifende Allianzen suchen: Darin zeigten sich Expertinnen und Experten bei einem Podiumsgespräch am Freitagabend in Wien überzeugt. Gerade in kooperativen Modellen des Religionsunterrichts, wie sie derzeit in Erprobung sind, würde sich der Mehrwert religiöser Bildung für das Gemeinwohl besonders zeigen, betonte etwa die Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz. Indem in kooperativen Modellen gelernt werde, Unterschiede auszuhalten und die Vielfalt religiöser Lebensformen kennenzulernen, würden solche Unterrichtsformen "wertvolle Lernorte eines friedvollen und solidarischen Zusammenlebens" und somit des Gemeinwohls darstellen, so Pinz.
Pinz äußerte sich im Rahmen eines Podiumsgesprächs unter dem Titel "Fürs bonum commune? Verantwortung und Auftrag katholischer Bildung im Gespräch". Das Gespräch im neu eröffneten Kaffeehaus "Mamas Café" der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien fand im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" statt, die am Freitag österreichweit mit rund 3.000 Veranstaltungen stattfand. Neben Pinz beteiligten sich an dem Gespräch die Leiterin des Instituts Christliche Religion an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/NÖ, Brigitta Schnaubelt, die Wiener Religionssoziologin Katharina Limacher sowie der Wiener Theologe und Religionspädagoge Lukas Pallitsch.
Pinz zeigte sich überzeugt, dass künftig das Verhältnis von Pastoral und religiöser Bildung neu zu bestimmen sein wird. Hier brauche es ein stärkeres Miteinander, da angesichts steigender Kirchen- und Religionsferne der Religionsunterricht neben der Wissensvermittlung auch vermehrt religiöse Erfahrung ermöglichen sollte. Diese müsse dann wiederum im Religionsunterricht kritisch reflektiert und besprochen werden.
Brigitta Schnaubelt betonte seitens der KPH den umfassenden Bildungsanspruch des Religionsunterrichts, der sich nicht in bloßer Wissensvermittlung erschöpfe, sondern auch maßgeblich zur Persönlichkeits-, Identitäts- und Wertebildung beitrage und einen Raum darstelle, in dem Schülerinnen und Schüler über existenzielle Fragen nachdenken und sprechen können. Auch würden Religionslehrer heute schon ganz selbstverständlich dazu ausgebildet und angehalten, kooperative Formen zu suchen und interreligiöse Brückenschläge zu versuchen. "Die religiöse Sprachlosigkeit ist groß. Daher gehört auch die Befähigung zu einem sprachsensiblen Unterricht und neuen, stärker narrativen Lehrmethoden zur modernen Religionslehrerausbildung", so Schnaubelt.
Die beiden Wissenschaftler Katharina Limacher und Lukas Pallitsch boten in vorausgehenden Kurzvorträgen und anschließend in der Diskussion jeweils religionssoziologische und theologisch-anthropologische Zugänge zum Thema religiöse Bildung. Dabei hielt Limacher fest, dass religiöse Bildung heute vor einer doppelten Herausforderung stehe: Zum einen gebe es den institutionell-kirchlichen Anspruch - zum anderen eine lebensweltliche Realität junger Menschen, die mit klassischen Institutionen kaum mehr vereinbar sei. Diese Lebenswelten seien auch in religiösen Hinsichten "digital und fluide" geworden - zudem sehr plural, insofern "private Formen der Religion" neben "religionspolitischem Aktivismus" bei Jugendlichen stünden.
Pallitsch betonte, dass die religiöse Bildung der Zukunft "mystisch und politisch" zugleich sein müsse. Mystisch in dem Sinne, dass sie religiöse Erfahrung ermöglichen müsse, die nicht mehr vorausgesetzt werden könne; und politisch in dem Sinne, dass diese mystischen Erfahrungen reflektiert und in gemeinwohlorientiertes Handeln übersetzt werden müssen. Viel werde davon abhängen, ob es der Religionsunterricht schaffe, sich "von den Klischees des Mandala-Malens und Film-Schauens freizumachen" und dieses doppelte Ziel "wirklich auf den Boden zu bringen", so Pallitsch. "Die Kunst wird außerdem darin bestehen, religiöses Wissen zu vermitteln und zugleich die existenziellen Fragen zu behandeln und beides auszutarieren".
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