OÖ: Gebet um Frieden eröffnete "Lange Nacht der Kirchen"
23.05.202521:57
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In 120 Kirchen in ganz Oberösterreich erwarteten die Besucher knapp 300 Veranstaltungen - Ökumenische Friedensvesper im Linzer Mariendom zum Auftakt
Linz, 23.05.2025 (KAP) Mit einer ökumenischen Friedensvesper im Linzer Mariendom wurde Freitagabend die "Lange Nacht der Kirchen" in Oberösterreich eröffnet. In 120 Kirchen, Kapellen und Begegnungsorten in ganz Oberösterreich erwarteten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher bei knapp 300 Veranstaltungen - 110 davon in Linz - fast 400 Stunden Programm, wie die Diözese in einer Aussendung mitteilte.
Dem Eröffnungsgottesdienst im Mariendom standen u.a. Diözesanbischof Manfred Scheuer, der emeritierte Dompfarrer Maximilian Strasser, die Linzer Ökumene-Referentin Gudrun Becker, der evangelische Pfarrer Gernot Mischitz, der methodistische Pastor Martin Obermeir-Siegrist und die altkatholische Vikarin Elisabeth Steinegger vor; weiters Pastor Alexander Strecker von der Baptistengemeinde, Bezirksältester Hans-Jürgen Brunner von der Neuapostolischen Kirche, der serbisch-orthodoxe Priester Zoran Vrbaski, der rumänisch-orthodoxe Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), und der ukrainisch-katholische Priester Andrii Kityk.
Becker sagte in ihren Eröffnungsworten: "In diesen Tagen begegnen wir vielerorts dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor genau 80 Jahren. Wir erinnern das Ende von Gewaltherrschaft, die Befreiung von Konzentrationslagern und sind dankbar über 80 Jahre Frieden in Österreich. Deshalb möchten wir jetzt gemeinsam in Dankbarkeit beten und auch um Frieden heute - dort, wo Gewalt und Krieg herrscht, wo Demokratie und Menschenwürde bedroht sind."
In seiner Predigt gab der emeritierte Dompfarrer Maximilian Strasser Einblicke in die Symbolik von besonderen Fenstern im Mariendom: Die beiden Rosettenfenster in den Querschiffen heißen Kriegsfenster und Friedensfenster. Darunter befindet sich jeweils ein Fenster von Karl Martin Hartmann aus dem Jahr 1996; beide interpretieren die Themen Krieg und Frieden auf moderne Weise.
Das Kriegsfenster verdeutliche mit einem unregelmäßigen weißen Riss, der (David-)Sterne von den Kreuzen in den kleinen Vierecken trennt, die Spaltung zwischen Juden und Christen. Diese Spaltung sei "im Laufe vieler Jahrhunderte zu einer Feindschaft geworden, die sich aus dem ursprünglich religiösen Kontext gelöst, verselbständigt und zur Vernichtung vieler Juden im Nationalsozialismus geführt hat", so Strasser. Anstelle der Sterne und Kreuze könnten auch andere Zeichen von Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen stehen, zwischen denen sich ein unüberwindlicher Graben befinde, erläuterte Strasser.
Im Friedensfenster hingegen sind um eine weiße Mitte herum Sterne, Kreuze, Kreise und Vierecke zu sehen. Sie symbolisierten unterschiedliche Menschen, Religionen, Konfessionen, Weltanschauungen und politische Gruppierungen in einem friedlichen Miteinander. Strasser: "Die beiden Rosettenfenster und ihre jeweils moderne Interpretation rufen die triste Wirklichkeit und die tiefsten Wünsche von Menschen auf. Zwischen der Erfahrung von Feindschaft und Krieg einerseits und der Sehnsucht nach Frieden anderseits hören wir die Texte der Heiligen Schrift, beten wir, feiern Gottesdienst und wünschen einander den Frieden - heute in einer versöhnten Verschiedenheit der christlichen Kirchen." Strassers Wunsch: Dass die bei der "Langen Nacht" erlebte Vielfalt auch das Miteinander im Alltag prägen möge.
Anschließend entzündeten die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen an der großen Friedenskerze im Dom eigene Kerzen, die in einer Schale vor dem Altar leuchteten - als Zeichen des Friedens, den Christinnen und Christen im Namen Gottes zu den Menschen bringen möchten. In den Fürbitten wurde für den Frieden in Österreich gedankt und um Frieden in den Krisenherden der Welt gebetet - aber auch für Papst Leo XIV. und die am Nachmittag gewählte Bischöfin der Evangelischen Kirche in Österreich, Cornelia Richter, und für alle, die sich im kirchlichen Kontext für Dialog und Frieden einsetzen.
Nach der Feier im Mariendom waren alle Interessierten zur ökumenischen Begegnung in den Innenhof des Linzer Bischofshofs eingeladen. Im Bischofshof konnten die Besucher auch die Welt der Ikonen und deren spirituelle Bedeutung bei einer Ikonen-Ausstellung kennenlernen, die von der örtlichen serbisch-orthodoxen Kirche und der Linzer Pro Oriente-Sektion gestaltet wurde. Eröffnet wurde die Ausstellung von Altlandeshauptmann Josef Pühringer.