Internationale Tagung der katholischen Ostkirchen in Wien - Generalvikar Kolasa über Priesterausbildung: "Sicherstellen, dass künftige Geistliche gut vorbereitet sind, um die pastoralen, geistlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der heutigen Welt zu bewältigen"
Wien, 21.05.2025 (KAP) Das Bemühen um eine gemeinsame Identität der griechisch-katholischen Kirchen in Europa und eine den modernen europäischen Herausforderungen entsprechende Priesterausbildung hat Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa betont. Er eröffnete in Vertretung des erkrankten Kardinals Christoph Schönborn am Mittwochvormittag im Wiener Erzbischöflichen Palais eine internationale Tagung zum 250-Jahr-Jubiläum des Wiener griechisch-katholischen Priesterseminars "Barbareum". Die bis Donnerstag angesetzte Tagung bringt die Rektoren der griechisch-katholischen Priesterseminare aus ganz Europa sowie zahlreiche Bischöfe zusammen, die über die Rolle der katholischen Ostkirchen bei der Verkündigung des Evangeliums und der Förderung von Einheit, Frieden und Stabilität in Europa beraten.
Generalvikar Kolasa sprach vom Vermächtnis des "Barbareums", nämlich der "Einheit in der Vielfalt" über verschiedene kirchliche Traditionen und Kulturen hinweg. Das "Barbareum" sei eine wahre Oase der gemeinsamen Ausbildung, des Gebets und der Brüderlichkeit gewesen, die junge Männer aus verschiedenen Regionen, Sprachen und Traditionen zusammenbrachte. Das 250-Jahr-Jubiläum erinnere an die zentrale Rolle des Seminars bei der Ausbildung von Führungskräften, die zum geistigen und kulturellen Fundament eines vereinten Europas beigetragen haben.
Auch heute müsse man sicherstellen, "dass künftige Geistliche gut vorbereitet sind, um die pastoralen, geistlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der heutigen Welt zu bewältigen", so Kolasa.
Der Generalvikar erinnerte an die Predigt von Papst Leo XIV. bei seiner Amtseinführung, als er von einer geeinten Kirche als "Sauerteig für eine versöhnte Welt" sprach. In Anlehnung an den päpstlichen Aufruf wollten sich die griechisch-katholischen Kirchen bemühen, "ein Sauerteig der Einheit und der Gemeinschaft in allen unseren Kirchen zu sein, indem wir den Reichtum unserer Unterschiede annehmen und gleichzeitig in einem gemeinsamen Ziel und in Liebe miteinander unterwegs sind", so Kolasa.
Tagungsauftakt mit Vesper
Gastgeber der Tagung ist Kardinal Christoph Schönborn in seiner Funktion als Ordinarius für die Katholischen Ostkirchen in Österreich. Am Dienstagabend nahm der Kardinal noch an einer Vesper in der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara zum Auftakt der Tagung teil.
Die griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 von den Österreichern besetzt worden war, sah sich die Habsburgermonarchie mit einem Mal mit der Präsenz von drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das veranlasste Maria Theresia 1775, Kirche und Kloster von St. Barbara in der Wiener Postgasse der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde zu übertragen. Damit verbunden wurde auch das Priesterseminar "Barbareum" gegründet.
Das "Barbareum" entwickelte sich sehr schnell zu einem Zentrum des theologischen und intellektuellen Austausches. Die griechisch-katholischen Seminaristen studierten Philosophie, Theologie, liturgische Praxis und Sprachen, darunter Latein, Griechisch und Altkirchenslawisch. Es wurde großer Wert darauf gelegt, eine starke griechisch-katholische Identität zu fördern und gleichzeitig in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zu stehen. Die Studenten besuchten deshalb auch Vorlesungen an den Wiener Universitäten, und das Seminar unterhielt enge Beziehungen zu römisch-katholischen Institutionen.
Trotz dieser rasanten positiven Entwicklung hatte das "Barbareum" nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Joseph II. das Priesterseminar auf, und die Ausbildung des griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara.
Internationale Tagung im September
In Wien wird im September eine weitere internationale Tagung der katholischen Ostkirchen stattfinden. Kardinal Schönborn lädt von 8. bis 11. September zum jährlichen Treffen der katholischen Bischöfe Osteuropas. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Die großteils griechisch-katholischen Bischöfe der verschiedenen katholischen Ostkirchen beraten dabei aktuelle pastorale, theologische und gesellschaftspolitische Fragen. Laut Generalvikar Kolasa werden mehr als 100 Bischöfe der katholischen Ostkirchen in Europa in Wien erwartet.