Steirische VP feiert 80 Jahre mit Appell zu christlicher Verantwortung
21.05.202511:13
Österreich/Partei/Politik/Geschichte/Kirche
Bischofsvikar Schnuderl bei Grazer Dankmesse im Provinzhaus der Kreuzschwestern: Streben nach Gemeinwohl als "Markenzeichen" erhalten
Graz, 21.05.2025 (KAP) Mit einem Gottesdienst im Provinzhaus der Kreuzschwestern in Graz hat die steirische Volkspartei am Sonntag ihr 80-jähriges Bestehen gefeiert. Der Ort und das Datum erinnerten bewusst an die Gründungsversammlung im Jahr 1945, die am selben Ort stattfand, als der damalige Landeshauptmann Alois Dienstleder im dortigen Sanatorium behandelt wurde. An der Messe nahm unter anderem Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom teil.
Zelebriert wurde der Gottesdienst von Bischofsvikar Heinrich Schnuderl. Der emeritierte Generalvikar der Diözese Graz-Seckau betonte in seiner Predigt, der Anlass diene nicht dazu, das Parteijubiläum zu "verkirchlichen", sondern dem ausdrücklichen Dank für Jahrzehnte des Friedens, der Freiheit und der Mitgestaltung durch gläubige Christinnen und Christen.
Schnuderl erinnerte daran, dass die Gründung der steirischen ÖVP im Geist der christlichen Soziallehre stand - als bewusster Neustart mit einem Bekenntnis zu einer freien Gesellschaft, ideologischer Vielfalt und zur Trennung von geistlicher und weltlicher Macht. Diese Prinzipien seien später auch kirchlich bekräftigt worden, etwa im "Mariazeller Manifest" (1952) und im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).
Darüber hinaus rief Schnuderl zu einer inhaltlichen Vertiefung des kirchlich-politischen Dialogs auf. Es gehe nicht nur um materielle Unterstützung kirchlicher Vorhaben, sondern um gemeinsame Verantwortung. Das Evangelium, die sich darauf begründende katholische Soziallehre wie auch die evangelische Sozialethik böten hier einen "Kompass" für politisches Handeln. Zentral seien dabei das Gebot der Liebe, das Streben nach einer menschenwürdigen Gesellschaftsordnung, die Sorge um das Klima und der Einsatz für kommende Generationen.
Besonders verwies der Bischofsvikar auf den politischen Stil: Christen in der Politik müssten sich in den Auseinandersetzungen "etwas von dem ahnen lassen, was Christus mit dem Wort von der Feindesliebe fordert": Die Dämonisierung des anderen verbiete sich, vielmehr gehe es darum, "ihn als Person zu achten, mit dem klaren Ziel, Feindschaft zu beenden". Wichtig sei auch, "die Grundhaltung der Solidarität zu fördern - nicht als Kampfparole, sondern als die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen". Um die Pflege dieser Tugend - und nicht etwa nicht nur das Vertreten der Interessen einer separaten Gruppe gegen die anderen - müsse sich eine Volks-Partei bemühen.
Zum Abschluss erinnerte Schnuderl an den am 13. Mai verstorbenen langjährigen Kulturlandesrat Kurt Jungwirth. Sein politisches und kulturelles Wirken sei exemplarisch für das Engagement vieler Parteimitglieder. Jungwirth, 1929 geboren, war ursprünglich Lehrer und Romanist, bevor er 1970 auf Vorschlag von Landeshauptmann Josef Krainer sen. in die Politik wechselte. Beim Requiem am Montag in der Herz-Jesu-Kirche würdigte ihn Diözesanbischof Egon Kapellari als "Menschengärtner" des steirischen Kulturlebens.
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