Schnell-Biografie über Papst Leo XIV. bei Herder erschienen
19.05.202515:06
Deutschland/Österreich/Papst/Literatur/Religion
Im Eiltempo hat der Jesuit und Vatikankenner Andreas Batlogg eine Biografie von Leo XIV. verfasst. Die wohlwollende Skizze sieht den neuen Papst in Kontinuität zu seinem Vorgänger - und als Gegenentwurf zu Trump - Rezension von Volker Hasenauer (KNA)
Freiburg, 19.05.2025 (KAP/KNA) Weniger als zwei Wochen nach der Papstwahl hat der Herder-Verlag eine erste "biografische Skizze" über Leo XIV. - so die Beschreibung von Autor Andreas Batlogg - veröffentlicht. Während die Auslieferung in die Buchhandlungen noch läuft, ist der rund 170-seitige Text bereits als E-Book digital verfügbar. Das zweite deutsche Biografie-Projekt, geschrieben von Vatikanjournalist Stefan von Kempis, folgt im Patmos-Verlag in wenigen Tagen.
Batlogg nutzt weite Teile seines im Eiltempo produzierten Bandes für eine Einordnung und einen Rückblick auf das Pontifikat von Papst Franziskus - immer mit der Frage verbunden, was daraus für den neuen Papst erwächst. Auch die besondere Zeit zwischen Papsttod, Vorkonklave und der unter weltweiter medialer Beachtung prunkvoll inszenierten Papstwahl schildert der österreichische Jesuit und Vatikankenner ausführlich.
Als Buchautor ist Batlogg dabei nicht immer unabhängiger Beobachter, sondern auch gläubiger Katholik, der mehrmals überwältigt ist, Kirchengeschichte hautnah miterleben zu dürfen. Am Grab von Franziskus kommen ihm die Tränen, genauso in dem Moment, als das neu gewählte Kirchenoberhaupt zum ersten Mal auf den Mittelbalkon des Petersdoms tritt. Die erste, vom Ruf nach Frieden geprägte Ansprache des neuen Papstes kommentiert der Jesuit Batlogg mit der begeisterten Einschätzung: "Synodalität, Frieden, Nächstenliebe, Nähe zu den Menschen: Was für eine Ansage!" Und: "Leo XIV. kann Papst!"
Routiniert und gut informiert schildert Batlogg die biografischen Stationen des aus Chicago stammenden Robert Francis Prevost. Er lässt Familienangehörige (der Bruder verrät das Lieblings-Baseball-Team des neuen Papstes), Weggefährten aus den USA, aus dem Augustinerorden und aus Peru zu Wort kommen, wo Prevost als Missionar und Bischof wirkte. Bis ihn Papst Franziskus 2023 als Personalchef in den Vatikan holte und zum Kardinal machte.
Batlogg räumt mehrfach ein, dass in so kurzer Zeit keine umfassende biografische Einordnung von Prevost möglich ist. Vielmehr gehe es ihm um eine erste "biografische Skizze". Erst nach und nach werde sich zeigen, welchen Weg der neue Papst zwischen Kontinuität nach Franziskus und neuen Akzenten einschlagen werde. Und eines sei sicher: Langweilig werde es mit Leo niemals werden.
"Kosmopolit aus Chicago"
Batlogg schildert Prevost in sehr positiven Farben. Der "Kosmopolit aus Chicago" habe ausgehend von seiner familiären, katholischen Prägung lange vor der Papstwahl eine außergewöhnliche Kirchenkarriere begonnen. Als talentierter Student von Mathematik und Philosophie, im Augustinerorden als Theologiestudent und junger Priester. Prevost geht als Missionar nach Peru und schreibt in Rom eine kirchenrechtliche Doktorarbeit. Und klettert auf der ordensinternen Karriereleiter nach oben: 2001 wählen ihn die weltweit rund 2.600 Mitglieder des Augustinerordens zu ihrem Generalprior - ihrem weltweiten Leiter.
Für den Autor ist klar, dass Prevost/Leo XIV. als US-Staatsbürger den Gegenentwurf zu US-Präsident Donald Trump verkörpert - und statt Mauern Brücken baut. Und Batlogg ist überzeugt, dass Leo XIV. bald in die USA (und nach Peru) reisen wird.
Mehrfach zitiert das Buch längere Passagen aus früheren Interviews von Prevost, aus denen Batlogg Hinweise auf mögliche Themensetzungen als Papst abzuleiten versucht. So habe sich Prevost immer gegen autoritäre, einsame Entscheidungen gewandt und sich stattdessen für Dialog und Mitbestimmung eingesetzt. Zitiert werden auch peruanische Kirchenstimmen, wonach der damalige Bischof gezielt Frauen an strategisch wichtige Entscheiderinnenpositionen gebracht habe. Näher ausgeführt wird diese Einschätzung allerdings nicht.
Die unmittelbar nach der Papstwahl erhobenen Vorwürfe, Prevost habe in Peru bei zwei Missbrauchsfällen nicht konsequent genug gehandelt, sieht Batlogg entkräftet. Er habe sich mit Opfern getroffen und Vorwürfe nach Rom gemeldet. Und Batlogg lässt den US-Kardinal Blase Cupich ausführen, dass Prevost als Ordensprior in Rom und als Bischof in Peru Missbrauch konsequent nachgegangen sei.
Batlogg schließt - in der Analyse der ersten öffentlichen Auftritte und Reden des neuen Papstes - mit der Voraussage, dass Leo XIV. die römisch-katholische Kirche weiter auf ihrem Weg zur "synodal verfassten Weltkirche" führen werde. Denn niemand wolle zurück zu einem Leitungsstil, der Autoritarismus mit Autorität verwechsele. Schon gar nicht der Kosmopolit aus Chicago auf dem Stuhl Petri.