Leo XIV. stellt die Einheit der Kirche in den Mittelpunkt
18.05.202512:46
Vatikan/Papst/Kirche
Bei der Einführungsmesse kann ein neuer Papst erstmals so etwas wie sein Programm verkünden - Leo XIV. hat die Gelegenheit genutzt und alle spüren lassen, dass der Weg kein leichter wird - Hintergrundbericht von Kathpress-Korrespondent Ludwig Ring-Eifel
Vatikanstadt, 18.05.2025 (KAP) Konzentriert und sichtlich angespannt hat Papst Leo XIV. seine große Einführungsmesse im Petersdom und im Petersplatz gefeiert. Während auf dem Platz und den Straßen draußen vor der Kirche rund 150.000 Menschen warteten, stieg er zunächst, so wie es die Liturgie der Papsteinführungsmesse vorschreibt, zum Grab des Apostels Petrus unter dem Altar des Petersdom hinab.
Schon bei diesem ersten Ritus wirkt er äußerst fokussiert und konzentriert. Diese Haltung zieht sich durch den gesamten Gottesdienst; nichts an ihm wirkt gelassen. Selbst eine Routinehandlung wie die Beweihräucherung der Marienikone neben dem Altar vollzieht er in dieser Haltung. Und als der philippinische Kardinal Luis Tagle ihm zum Zeichen der Petrus-Nachfolge den eigens für ihn geschaffenen Fischerring anlegt, kämpft er sichtlich mit seinen Emotionen. Er betrachtet den Ring und schluckt. Als die Menge auf dem Platz anschließend lange applaudiert, schließt er die Augen und schlägt sich die Hand auf seine Brust.
Ein Amtsantritt "mit Furcht und Zittern"
In seiner Predigt bringt Leo XIV. diese Haltung ins Wort und sagt: "Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch...". Dass dies mehr ist als eine fromme Formel, haben zu diesem Zeitpunkt bereits viele auf dem Platz begriffen. Und dann benennt er - indirekt - einen Grund, warum das neue Amt eine große Herausforderung für ihn ist: Es ist die Zerstrittenheit innerhalb der Kirche und unter den Kirchen und den Religionsgemeinschaften, die ihn umtreibt.
Er sagt es so: "Ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird." Damit greift er ein Thema auf, das die Kardinäle bei ihren Versammlungen vor dem Konklave mehrere Male offen angesprochen haben. Die Spannungen in der Kirche seien eine "offene Wunde", so hieß es da wörtlich.
Die vom neuen Papst ersehnte Einheit der Kirche ist die Antwort auf diese Diagnose, aber sie ist aus seiner Sicht kein Selbstzweck: Die Kirche muss geeint sein, um Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit in einer Welt zu fördern, die voll ist von Zwietracht und "zu vielen Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt".
In dieser zerrissenen Welt kann nur eine in ihrem Glauben geeinte Kirche segensreich wirken. Mit den Worten des neuen Papstes: "In dem einen Christus sind wir eins. Und das ist der Weg, der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der der Friede herrscht. Dies ist der missionarische Geist, der uns beseelen muss, ohne dass wir uns in unserer kleinen Gruppe verschließen oder uns der Welt überlegen fühlen."
Kontinuität und Unterschied zu Papst Franziskus
Mit diesem Satz griff Leo XIV. den Kerngedanken einer für die gesamte Menschheit offenen Kirche aus dem Pontifikat seines Vorgängers Franziskus auf. Allerdings hatte der die innere Einheit der Kirche nur selten zum Thema gemacht und manchmal mit einer gewissen Unbekümmertheit zur freimütigen und auch kontroversen Debatte innerhalb der Kirche aufgerufen - weil er selbst ja als Papst letztlich nach allen Debatten der Garant der kirchlichen Einheit sei.
Der "Sound" des ersten US-amerikanischen Papstes klingt anders. Am Ende seiner Predigt sagte er: "Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird. Gehen wir gemeinsam, als ein Volk, alle Brüder und Schwestern, auf Gott zu und lieben wir einander."
Leo XIV. in Predigt zum Amtsantritt: "Lasst uns an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird"
Fahrt im offenen Papamobil über Petersplatz und entlang der zur Engelsburg führenden Via della Conciliazione - Zehntausende jubeln Leo XIV. vor Beginn von Festgottesdienst zu