Die Messe zum neuen Pontifikat ist reich an Tradition und Symbolik - Hintergrund von Benedikt Heider
Vatikanstadt, 16.05.2025 (KAP/KNA) Die Amtseinführung eines neuen Papstes ist mehr als nur ein großer Gottesdienst. Gebete, Lieder und Bibelstellen der Liturgie auf dem Petersplatz sind vom päpstlichen Zeremonienmeister sorgfältig ausgewählt und sollen deutlich machen, worum es jetzt geht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat sich das liturgische Regiebuch des Vatikans angeschaut und erklärt die Texte.
Im Gesang zu Beginn der Feier wird Petrus als tragende Person der Kirche dargestellt. Auf ihn gründet nach katholischer Lehre das Papstamt. Deswegen betet Leo XIV. zu Beginn der Feier an der Stelle, an der sich das Grab des Petrus im Petersdom befinden soll. In dem lateinischen Gesang wird symbolisch beschrieben, dass Entscheidungen Gewicht haben - vor Ort und für das größere Ganze.
Die sogenannte "Schlüsselgewalt" des Petrus ist ein traditionelles Bild für die päpstliche Leitungskompetenz und Entscheidungsvollmacht in der katholischen Kirche. Der Text soll deutlich machen: Der neue Papst tritt in die Fußstapfen von Petrus. Damit ist gemeint, dass die Verantwortung Leos weit über administrative Funktionen hinausgeht und letztlich von Gott her kommt und bis ins Jenseits reicht.
Es folgen ein Loblied auf Jesus Christus und die Allerheiligenlitanei. Durch die Litanei formulieren die Gläubigen ihre Verbindung zu Christen vergangener Zeiten, von denen sie glauben, dass sie bei Gott als Heilige sind. Darunter sind auch viele heilige Päpste. In diesen Wechselgesang sind Bitten eingeschoben, die die Spannbreite des Papstamtes thematisieren. Sie reichen von seiner Rolle als Vermittler und Lehrer über seine Funktion als Leiter einer weltweiten Organisation bis hin zur Beziehung zu Politik und Gesellschaft. Dabei wird um Verantwortungsbewusstsein und gegenseitige Unterstützung gebeten - zwischen Leo XIV. und Gläubigen sowie der Kirche und Gesellschaft.
Papst als Zeichen für Einheit
Im ersten großen Gebet der Feier, dem Tagesgebet, wird an den Ursprung des kirchlichen Führungsamtes in der Person des Petrus erinnert. Hier wird dessen Rolle auf den neuen Amtsinhaber projiziert. In der katholischen Tradition stehen Bischöfe und damit auch der Papst in einer ununterbrochenen Linie zu den Aposteln - der Apostolischen Sukzession. Die zentrale Aussage des Gebets: Leo soll als Papst ein sichtbares Zeichen für Einheit und Zusammenhalt der Kirche sein.
Die erste Lesung führt in die Zeit nach der Auferstehung Jesu im ersten Jahrhundert. Erneut spielt der Apostel Petrus eine wichtige Rolle. Er verteidigt die Heilung eines kranken Mannes und betont, dass diese Tat Ausdruck seiner Glaubenserfahrung sei, die auf dem Leben und Wirken Jesu basiere. Der Text verwendet das Bild eines Bausteins, der zuerst aussortiert und dann zum wichtigsten Teil eines Gebäudes wurde. Dieses Bild wird in der christlichen Tradition für Petrus verwendet, der (als Fels) die Kirche trägt. Der alte Bibeltext soll etwas Aktuelles aussagen: Leo wird als jemand inszeniert, der nun die Kirche führt. Damit ist der Anspruch verbunden, Orientierung zu geben, auch wenn seine Positionen und Glaubensüberzeugungen in Frage gestellt werden.
Die Lesung aus dem sogenannten Ersten Petrusbrief widmet sich dem Ideal von Führung. Der Text verweist darauf, dass Leitungsverantwortung verantwortungsbewusst ausgeübt werden soll, ohne persönliche Vorteile zu suchen oder Macht auszuspielen. Vorbildfunktion, Integrität und Aufrichtigkeit sind Leitbilder. Der ausgewählte Bibeltext endet mit der Aussicht auf langfristige Anerkennung - bis ins Jenseits.
In der Nachfolge Christi
Der Evangelientext beschreibt ein Gespräch zwischen Jesus und Petrus. Dreimal fragt Jesus, ob Petrus ihn liebt - dreimal wird ihm versichert, dass es so ist. Jedes Mal folgt die Aufforderung, sich um die Menschen in der Kirche zu kümmern. Diese Szene beschreibt die Führungsrolle, die der Papst übernehmen soll. Sie basiert auf spiritueller Bindung und gläubigem Vertrauen. In der christlichen Tradition wird das mit dem Begriff "Nachfolge" beschrieben. Gleichzeitig wird am Ende des Textes klargemacht, dass das Einstehen für die Glaubensüberzeugung auch negative Konsequenzen mit sich bringen kann. Das Evangelium wird sowohl in lateinischer als auch in griechischer Sprache vorgetragen - ein Symbol für die Einheit von West- und Ostkirche.
Pallium und Fischerring
Papst Leo XIV. erhält bei dem Gottesdienst zwei besondere Gegenstände: einen Wollschal (Pallium) als Zeichen seiner Leitungsfunktion und einen Ring, der auf Petrus als Fischer anspielt. Petrus war laut der biblischen Erzählung Fischer in Galiläa. Von Jesus soll er den Auftrag bekommen haben, "Menschen zu fischen" - sie also für den christlichen Glauben zu begeistern.
Die traditionellen Insignien des Papstes machen seine Funktion sichtbar und erinnern an den Ursprung des Petrusamtes. Gleichzeitig werden bei der Übergabe einige Fähigkeiten genannt, die für das Papstamt entscheidend sind: Weisheit, Sprachfähigkeit, Zusammenhalt und natürlich der Glaube.
Nach der Übergabe dieser Symbole geloben mehrere Mitglieder der katholischen Kirche dem neuen Papst Gehorsam. Damit wird deutlich, dass in Glaubensfragen nicht nur hochrangige Geistliche dem Papst unterstehen, sondern alle Katholiken sich an dem orientieren, was er lehrt.
Der Gesang zur Gabenbereitung besingt erneut Petrus. Dieser lateinische Text unterstreicht die Autorität, die mit dem Amt des Papstes verbunden ist. Ihm wird eine besondere Verantwortung übertragen: Er soll sich um die Gemeinschaft der Gläubigen kümmern. Dazu wird das Bild des Hirten verwendet, der sich um seine Herde sorgt.