Kardinal Nemet für Ende der Geheimhaltung von Konklave-Verlauf
15.05.202514:39
Vatikan/Serbien/Papst/Wahl
Belgrader Erzbischof: "Alle spekulieren und zitieren alle möglichen 'Quellen', die nichts mit den Tatsachen zu tun haben. Deshalb wäre es besser, wenn wir freier darüber sprechen könnten, wie die Wahl tatsächlich verlaufen ist"
Budapest/Belgrad/Rom, 15.05.2025 (KAP) Für eine Aufhebung des Verbots, auch nach dem Ende des Konklaves über den Ablauf einer Papstwahl sprechen zu dürfen, plädiert Kardinal Ladislav Nemet. "Alle spekulieren und zitieren alle möglichen 'Quellen', die nichts mit den Tatsachen zu tun haben. Deshalb wäre es besser, wenn wir freier darüber sprechen könnten, wie die Wahl tatsächlich verlaufen ist", sagte Nemet im Interview dem ungarischen Online-Portal "Szemlelek" (Mittwoch).
Er könne nachvollziehen, dass die strengen Regeln verhindern sollen, dass nach der Wahl über sogenannte "unterlegene" Kandidaten Gerede entstehe, so der Erzbischof von Belgrad. "Aber wenn es nach mir ginge, würde ich mit dieser Geheimhaltung brechen. Sonst werden alle möglichen Gerüchte in Umlauf gebracht. So wie es gerade geschehen ist."
Die rasche Wahl von Papst Leo XIV. im vierten Wahlgang erklärte Nemet in dem Interview damit, dass er die Kriterien erfüllte, die sich in den Beratungen der Kardinäle zuvor herauskristallisiert hatten. "Er musste über missionarische Erfahrung und Geist sowie über pastorale Praxis verfügen. Wir haben nicht nach jemandem gesucht, der sein ganzes priesterliches oder bischöfliches Leben in Ämtern oder in der römischen Kurie verbracht hat."
Der neue Papst sollte außerdem mehrere Sprachen sprechen und auf mindestens zwei Kontinenten gearbeitet haben, berichtete der Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE): "Papst Leo XIV. erfüllte alle diese Voraussetzungen: Er ist gebürtiger Nordamerikaner, hat mehrere Jahrzehnte in Südamerika verbracht und kennt sich auch in Europa gut aus."
Synodalität und Kirchenrecht
Nemet hat in den vergangenen Jahren den von Papst Franziskus (2013-2025) angestoßenen weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche maßgeblich unterstützt. Hier sei noch viel an eingefahrenen Gewohnheiten in der Kirche abzubauen, antwortete der Kardinal im Gespräch mit "Szemlelek" auf die Frage nach der Überwindung von Klerikalismus und einer aktiveren Einbindung von Laienkatholiken. "Ein feudales Konzept von Kirche gehört noch nicht ganz der Vergangenheit an", sagte Nemet. Es gehe aber nicht nur um Priester. "Auch viele Gläubige sind daran gewöhnt, dass die Priester alles für sie tun."
In welcher Form Papst Leo XIV. den synodalen Prozess fortsetzen und ob er genau den Weg gehen will, den sein Vorgänger eingeschlagen hat, sei noch offen, so der Kardinal. Der verstorbene Papst Franziskus habe keinen rechtlichen Rahmen für die Umsetzung der Synodalität vorgegeben, erinnerte Nemet. "Dies wirft die Frage auf, wie sich der päpstliche Primat, die bischöfliche Kollegialität - also die Autonomie - und die größere Rolle, die den Laien zugewiesen wird, zueinander verhalten."
Der eingeleitete synodale Prozess sei "in der Tat eine Fortsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils und birgt den Keim für die Entwicklung der Lehre innerhalb der katholischen Kirche", fügte der Kardinal hinzu. Die Kirche sei kein Museum, sondern eine Gemeinschaft, die sich ständig weiterentwickelt, "auch in ihren Lehren". Immer habe man etwa gesagt, dass das Leben geschützt werden muss, gab Nemet ein Beispiel: "Aber es war Papst Franziskus, der den Katechismus umgeschrieben hat, um zu erklären, dass die Todesstrafe mit dem Evangelium unvereinbar ist."