Prof. Larentzakis in Stellungnahme gegenüber Kathpress zuversichtlich, dass neuer Papst bisher in Ökumene Erreichtes aufnehmen und weiterentwickeln wird - Wiederherstellung der Kircheneinheit keine Rückkehr bzw. Unterordnung unter die Autorität des Papstes
Graz, 13.05.2025 (KAP) Mit einer ganzen Reihe von ökumenischen "Wünschen und Erwartungen" an Papst Leo XIV. hat sich der Grazer orthodoxe Theologe Prof. Grigorios Larentzakis zu Wort gemeldet. Er zeigte sich in einem ausführlichen Schreiben, das Kathpress vorliegt, zuversichtlich, dass der neue Papst die ökumenisch offene Linie seiner Vorgänger weiterführen wird. Leo XIV. müsse den ökumenischen Weg nicht von Null beginnen, sondern finde ein solides Fundament vor, das er wohl aufnehmen und weiterentwickeln werde, so Larentzakis.
Ein sehr wichtiger und symbolträchtiger Schritt wäre die Realisierung der gemeinsamen Feier des 1.700-Jahr-Jubiläums des ersten Ökumenischen Konzils von Nicäa (325) im Konzilsort (heute: Iznik) in der Türkei selbst, wie es mit Papst Franziskus geplant und vorbereitet war. "Und wenn es in der geplanten Zeit, im Mai, nicht möglich sein kann, wäre es gleich wichtig, dies in einer anderen Zeit zu verwirklichen", so der Theologe.
Ein weiterer wichtiger Schritt wäre das Erreichen des gemeinsamen Osterfestdatums, wodurch für immer das wichtigste Fest der Christenheit, die Auferstehung Christi, gemeinsam gefeiert werden kann. Papst Franziskus habe betonte, dass das gemeinsame Feiern wichtiger sei als die Art der Berechnung des Osterfestdatums, erinnert Larentzakis.
Franziskus habe zudem ausdrücklich anerkannt, dass die Wiederherstellung der Kircheneinheit keine Rückkehr bzw. Unterordnung unter die Autorität des Papstes bedeuten würde. Das Modell der Zukunft für die Gesamtkirche verbinde vielmehr den Primat mit Synodalität; mit dem Bischof und Papst von Rom als "Primus inter pares" mit besonderen Diensten und Aufgaben. Den Umfang dieser gesamtkirchlichen Aufgaben könne die Internationale Gemischte Kommission des offiziellen katholisch-orthodoxen Theologischen Dialogs gemeinsam erarbeiten, wie das auch schon Kardinal Kurt Koch vorgeschlagen habe.
Kein Schisma zwischen den Kirchen
Er sei auch sehr erfreut darüber, so Larentzakis weiter, dass seine Vorarbeiten dazu beigetragen hätten, dass heute gemeinhin anerkannt sei, dass es im Jahr 1054 kein "Großes Schisma" zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens gegeben hat, "sondern eine Vertiefung der Entfremdung innerhalb der einen Kirche Christi". Diese korrigierte Feststellung stelle eine neue Ausgangsposition für die Beziehungen der Kirchen dar. Papst und Ökumenischer Patriarch könnten diese neue Erkenntnis durch eine intensive Untersuchung durch die Internationale gemischte Dialogkommission verifizieren lassen und dann sollten die beiden Kirchenoberhäupter diese Erkenntnis durch eine gemeinsame Erklärung bestätigen. In der Konsequenz könnten sie die Beziehungen als zwei Schwesterkirchen darauf aufbauen.
Aufwertung des Konzils von Konstantinopel (879/880)
Ökumenisch relevant wäre zudem die Aufwertung des Konzils von Konstantinopel des Jahres 879/880 als Ökumenisches Konzil, das von West- und Ostkirche gleichermaßen anerkannt wird. Dem ist derzeit nicht der Fall. Gemeinhin sind nur die ersten sieben Konzile als Ökumenische Konzile festgelegt, doch auch beim achten seien Legaten des Papstes anwesend gewesen, hätten mitgewirkt und mitentschieden, so Larentzakis.
Sollte auch dieses achte Konzil formell als Ökumenisches Konzil der Gesamtkirche des Ostens und des Westens anerkannt werden, hätte dies wichtige Konsequenzen, erläuterte Larentzakis. Beim Konzil seien die Einheit des Glaubens in der Vielfalt der Ausdrucksformen des religiösen und strukturellen Lebens, die gegenseitig Anerkennung der Autonomie der Kirchen festgelegt worden wie auch der Beschluss des großen Glaubensbekenntnisses aus dem zweiten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) bekräftigt worden. Der gemeinsame Beschluss dieses Konzils laute, dass das Glaubensbekenntnis in seiner Originalfassung in der Kirche verwendet wird, und zwar ohne das "Filioque".
Leider seien die Beschlüsse im 9. Jahrhundert nicht umgesetzt worden. Hätte man sie umgesetzt, "wären sehr viele Probleme zwischen unseren Kirchen gelöst", so Prof. Larentzakis. Deshalb wäre die gemeinsame Rezeption dieses Konzils und seiner Beschlüsse heute ein großer ökumenischer Schritt unterwegs zur Verwirklichung der vollen kirchlichen Einheit, so Larentzakis, der zum Schluss seiner Ausführungen auch ein ausführliches Gebet für Papst Leo XIV. formuliert (wie er es auch schon für Papst Franziskus getan hat).
Orthodoxes Gebet für Papst Leo
Er stellt diesem Gebet eine Bemerkung voran: Als orthodoxer Theologe für den "Bischof von Rom" ein Gebet zu verfassen, bezeuge einen radikalen Wandel im Verhältnis der Kirchen zueinander, "wenn man die Situation des jetzigen positiven gemeinsamen ökumenischen Anliegens mit der Vergangenheit der Polemik und der Exkommunikationen und der Anathemen vergleicht". Man könne nur Gott danken, "dass es nicht dabeiblieb! Und wenn da und dort noch Reste einer solchen negativen Haltung bestehen, bitten wir Gott, sie überwinden zu helfen."