Erzbischof von Goa ist einer der bestvernetzten Bischöfe Asiens und Motor des synodalen Prozesses für Indien
Neu-Delhi/Rom, 06.05.2025 (KAP) Sollten beim Konklave die aufstrebenden Ortskirchen Asiens zum Zug kommen, so hat ein Anwärter mit einem besonders langen Namen Chancen: Kardinal Filipe Neri Antonio Sebastiao do Rosario Ferrão, der Erzbischof von Goa. Der 72-jährige Inder ist Präsident der Bischofskonferenz seines Landes (CCBI), amtiert seit Jahresbeginn 2025 als Vorsitzender der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC) und trug schon bisher auch die Ehrentitel "Primas des Ostens" und "Patriarch von Ost-Indien". 2024 wurde er auch zu einem der beiden Vertreter Asiens im Synodenrat im Vatikan gewählt und gestaltet die jüngsten Entwicklungen der katholischen Kirche auch auf kontinentaler und Weltebene entscheidend mit.
Der für seine Bescheidenheit, Nähe zu den Menschen und geistliche Tiefe bekannte Ferrão stammt aus dem Dorf Aldona im Norden Goas, Indiens Zentrum des Katholizismus mit reichem Erbe aus der portugiesischen Kolonialzeit. Am 20. Jänner 1953 in eine tiefreligiösen Familie mit etlichen priesterlichen Verwandten geboren, steuerte auch er früh eine geistliche Laufbahn an. Schon als Zehnjähriger trat er ins "kleine Seminar" in Saligao ein und später ins Priesterseminar Rachol, wo er die Ausbildung nach vier Monaten wegen einer schweren Hirnhautentzündung unterbrach. Dass er ohne bleibende Schäden überlebte, deutete man als wundersame Bestätigung seiner Berufung.
1979 wurde Ferrao zum Priester geweiht, es folgten Jahre als Pfarrvikar und Präfekt, als Dozent in seiner früheren Ausbildungsstätte in Saligao und als Leiter der Diözesankommission für die Berufung von Geistlichen. Nach weiterführenden Studien in biblischer Theologie in Rom und Katechetik sowie in Pastoraltheologie in Brüssel wurde er 1994 Weihbischof der Erzdiözese Goa und Daman, 2004 schließlich deren Erzbischof.
Papst Franziskus ernannte ihn 2022 zum Kardinal, was in der 465-jährigen Geschichte Goas eine Premiere war. Bereits damals leitete Ferrão seit drei Jahren die katholische Bischofskonferenz Indiens für den lateinischen Ritus, als Nachfolger von Kardinal Oswald Gracias, den der Papst in den Kardinalsrat für seine Kurienreform holte.
Im Februar 2024 folgte Ferrãos Wahl zum Vorsitzenden der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC) - mit Funktionsbeginn 1. Jänner 2025. Goas Erzbischof erwies sich in den vergangenen Jahren als einer der eifrigsten, was die Umsetzung der Vorgaben von Papst Franziskus hinsichtlich einer synodalen Kirche betrifft: Unverzüglich richtete er in der Föderation eine Kommission zu diesem Zweck ein, startete einen landesweiten Konsultationsprozess in Indien mit 16 pastoralen Prioritäten wie Dalits, Migranten, digitale Technologien, Laien und Ökologie. Er vor wenigen Tagen, kurz nach dem Tod von Papst Franziskus, präsentierte Ferrão noch das Ergebnis: das Dokument "Pilger der Hoffnung: Den synodalen Weg erkennen" als Wegweisung für die Kirche auf dem indischen Subkontinent.
Während seiner gesamten bisherigen Laufbahn setzte sich Ferrão besonders für die Seelsorge von Familien ein, betonte die Bedeutung der Familie als Grundpfeiler der Gesellschaft, besuchte auch selbst regelmäßig Familien, Alte und Kranke und engagierte sich im Bildungsbereich. Er weiß um die Schwierigkeiten des interreligiösen Dialogs, der in seinem Land durch hindu-nationalistische Tendenzen erheblich erschwert wird und setzte auch hier zahlreiche Initiativen für friedliches Zusammenleben und kulturelle Versöhnung. "Auf dass sie alle eins seien", ein Spruch aus dem Johannesevangelium, ist sein Bischofsmotto. Kardinal Ferrão spricht neben seiner Muttersprache Konkani und Englisch auch Portugiesisch, Italienisch, Französisch und Deutsch.
(Kathpress-Schwerpunkt mit allen Meldungen, Stichworten, Hintergrundberichten zur Papstwahl und Reihe "Persönlichkeiten des Konklaves" abrufbar unter www.kathpress.at/Konklave)