Polyglotter und einfühlsamer Jesuit: Luxemburger Erzbischof hat nicht zuletzt durch seine führende Rolle bei der Organisation und Leitung der Weltsynode große Bekanntheit
Rom/Luxemburg, 05.05.2025 (KAP) Jean-Claude Hollerich (66), seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg, gehört unter den Kardinälen zu den bekanntesten Teilnehmern des Konklaves. Das verdankt der polyglotte Jesuit mehreren wichtigen internationalen kirchlichen Ämtern, die er während des Franziskus-Pontifikates innehatte.
Von 2018 bis 2023 war Hollerich Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). In dieser Funktion vertrat er die Interessen der Kirche bei der EU und kam mit fast allen wichtigen Kardinälen in Europa zusammen. Immer wieder setzte sich Hollerich als COMECE-Präsident auch als Vermittler zwischen unterschiedlichen Sichtweisen für eine europäische Lösung der Migrationsfrage ein.
2019 nahm Papst Franziskus den Luxemburger ins Kardinalskollegium auf, ab 2023 gehörte Hollerich auch dem Kardinalsrat, einem päpstlichen Beratergremium, an. Schon 2021 ernannte Franziskus den Kardinal zum Inhalte-Koordinator (Generalrelator) bei der Weltbischofssynode über Synodalität, die 2023 und 2024 mit zwei Versammlungen ihren vorläufigen Abschluss fand. Zusammen mit dem Malteser Mario Grech dirigierte Hollerich umsichtig und geschickt das kirchenhistorisch einmalige Vorhaben, bei dem erstmals auch Frauen über die Zukunft der Kirche mitberaten und abstimmen durften. In dieser Rolle lernte er fast alle Kardinäle der katholischen Weltkirche kennen - und sie ihn.
Sogar Japanisch
Seine einfühlsame und freundliche Art und sein Talent für Sprachen halfen ihm dabei. Hollerich, der seit mehr als drei Jahren auch Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ist, spricht fließend Französisch, Deutsch, Englisch und Luxemburgisch sowie leidlich Spanisch, Portugiesisch, Italienisch - und sogar Japanisch.
Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte Hollerich in Rom Theologie und trat 1981 in den Jesuitenorden ein. Als Dozent an der Sofia-Universität in Tokio (2002-2011) hat der Jesuit nicht nur die Sprachen, sondern auch die Denkweisen des Fernen Ostens kennengelernt und verinnerlicht. Das Sprechen der Bischöfe bei Synoden verglich er später mit dem Sprechen gebildeter Menschen in der japanischen Kultur: Man nennt die Dinge selten beim Namen und spricht dennoch so, dass jeder im Raum versteht, was gemeint ist.
"Allmählich geöffnet"
Seine Entwicklung in theologischen und moralischen Fragen in der Kirche hat Hollerich einmal als eine dynamische beschrieben: Er habe mit konservativen Positionen begonnen und sich dann allmählich geöffnet. Ein Hirte, der im Kontakt mit seiner Herde ist, verändere sich mit ihr, so seine Selbst-Analyse.
Eines seiner zentralen Themen ist die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Wenn Frauen das Gefühl hätten, dass zwar "auf ihre Stimme so viel gehört wird, wie auf die der Männer, sie sich aber dennoch dadurch diskriminiert fühlen, dass sie kein Weiheamt wahrnehmen können, dann müssen wir darüber nachdenken". Auch mit einigen Äußerungen zum Thema Homosexuellen-Rechte in der Kirche hat Hollerich sich seitdem im Vergleich zu anderen Kirchenmännern ungewöhnlich weit vorgewagt.
In Luxemburg verständigte sich Hollerich in langen Verhandlungen von 2013 bis 2015 mit den anderen Religionsgemeinschaften und der damaligen Regierung um den liberalen Premierminister Xavier Bettel auf eine stärkere Trennung von Staat und Kirche. Damals gab die Kirche freiwillig einige Privilegien als größte Religionsgemeinschaft des Landes auf. Vergangenes Jahr schlug im Großherzogtum ein millionenschwerer Betrugsfall bei der Caritas hohe Wellen. Hollerich forderte dabei eine vollständige Aufklärung und mahnte zu einer engen Zusammenarbeit mit Justiz.
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