Marseille, 05.05.2025 (KAP/KNA) Kardinal Jean-Marc Aveline (66) ist seit 2019 Erzbischof der von Migration geprägten Mittelmeer-Metropole Marseille. Für Papst Franziskus verkörperte Aveline offenbar den Bischof des Mittelmeeres. 2022 nahm er ihn ins Kardinalskollegium auf. Bei der Weltsynodenversammlung in Rom im Oktober 2024 wurde Aveline als einer der Vertreter Europas in den Synodenrat gewählt. Aveline ist der einzige von acht französischen Kardinälen, der eine große Diözese leitet. Als neuer Papst wäre der in Algerien geborene Kirchenmann zumindest auch ein Stück weit Afrika.
Der zu Weihnachten 1958 geborene heutige Kardinal hat fast seine ganze Kindheit und Jugend in Marseille verbracht und ist seit 1984 Priester. Nach Tätigkeiten in der theologischen Ausbildung und Gemeindeseelsorge wurde er 2007 Generalvikar der Erzdiözese Marseille, dann 2013 Weihbischof. Von 2008 bis 2012 war Aveline zudem Berater des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Als Erzbischof einer großen Hafenstadt am Mittelmeer ist der Kardinal sehr mit dem Thema Migration vertraut. Im September 2023 konnte er als Gastgeber in Marseille Papst Franziskus empfangen. Dessen Amtszeit nannte er dieser Tage in Rom "immense" - riesenhaft, unermesslich.
"Brüche in Frankreichs Gesellschaft"
Besorgt äußerte sich Kardinal Aveline über Brüche in Frankreichs Gesellschaft. Es sei inzwischen schwierig geworden, ohne Beschimpfungen zu debattieren. Stimmenthaltungen bei den Wahlen zuletzt zeugten von mangelndem Vertrauen in die Politik und ihre Akteure. Frankreich brauche aber Engagement und Hoffnung.
Das Land habe zu große Zweifel an sich selbst, so der Kardinal; an dem, womit es in seiner langen Geschichte beschenkt worden sei und was anderen nützlich sein könnte. Dadurch fehle "im aktuellen Konzert der Nationen der Ton Frankreichs", weil es sich seiner selbst nicht sicher genug sei.
Anfang April wählten die französischen Bischöfe Aveline zu ihrem künftigen neuen Vorsitzenden. Das Amt soll er am 1. Juli antreten.