Persönlichkeiten des Konklaves: Kardinal Joseph William Tobin
05.05.202514:23
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Franziskus-Anhänger aus den USA
Rom/Newark, 05.05.2025 (KAP/KNA) In der überwiegend konservativen katholischen US-Bischofskonferenz zählt Joseph William Tobin (73) zu den Vertretern jenes Flügels, der dem Vermächtnis des verstorbenen Papst Franziskus nahesteht. Dem bodenständigen Erzbischof von Newark fehlt es zudem nicht an internationaler Führungserfahrung.
Der US-Amerikaner, der außer Englisch und Spanisch auch Portugiesisch, Italienisch und Französisch spricht, trat bislang vergleichsweise selten mit lauten Worten in Erscheinung. Er zeigte aber Haltung, als er 2015 mitteilte, in seiner damaligen Erzdiözese Indianapolis weiter syrische Flüchtlinge aufzunehmen - auch gegen den Kurs des örtlichen Gouverneurs: Mike Pence, später US-Vizepräsident.
Zu Jahresbeginn protestierte Tobin zusammen mit anderen Religionsvertretern aus verschiedenen Glaubensrichtungen in Newark gegen die von der neuen Trump-Regierung angekündigten Massenabschiebungen. "Wir sehen die Menschlichkeit in jedem Menschen und stehen besonders den Schwächsten bei - den Kindern, den Armen, den Waisen und ja, auch den Einwanderern", erklärte der Kardinal.
Vereinzelt spekulieren US-Medien bereits, Tobin habe Chancen, Papst Franziskus nachzufolgen. Er sei nicht nur ein "vehementer Verfechter der Rechte von Einwanderern", sondern mache sich auch für die Belange von Angehörigen sexueller Minderheiten stark. Der US-Pass freilich galt Beobachtern bisher stets als Nachteil beim Blick auf mögliche künftige Kirchenoberhäupter. Um politische Verwicklungen zu vermeiden, war bislang ein Papst aus dem mächtigsten Land der Erde tabu.
Verbindungsmann zur Ordenswelt
Tobin wurde am 3. Mai 1952 als eines von 13 Geschwistern geboren. Er stammt aus der Autostadt Detroit. Der Geistliche verfügt über Erfahrung in der Diözesan- und Ordensleitung, kennt den Vatikan und die pastorale Wirklichkeit. Mit 39 wählten ihn die Redemptoristen in die Leitungsebene, sechs Jahre später zu ihrem Generaloberen. Zudem war er in der internationalen Union der Generaloberen in verantwortlicher Position aktiv.
Viele Jahre wirkte Tobin als Mittelsmann zwischen den Orden und dem Vatikan. 2010 holte ihn Benedikt XVI. auf den zweithöchsten Posten der Ordenskongregation in Rom. 2012 folgte die Ernennung zum Erzbischof von Indianapolis. Zwei Wochen vor seiner Kardinalsernennung 2016 machte ihn Franziskus zum Leiter der Erzdiözese Newark.