Mit Robert Prevost könnte erstmals ein US-Amerikaner Papst werden - Der Ordensmann ist ein Kenner der Weltkirche
Vatikanstadt, 04.05.2025 (KAP) Lange war ein Papst aus dem mächtigsten Land der Erde tabu. Doch mit Kardinal Robert Francis Prevost haben die USA nun vielleicht eine Chance auf den Papstthron. Denn der 69-Jährige ist in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zu Hause wie im Land seiner Geburt.
Unter Papst Franziskus leitete der Ordensmann die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit. Über seine frühere Behörde laufen auch die sogenannten Ad-limina-Besuche von Bischöfen der Weltkirche. Regelmäßig kommen Bischofskonferenzen zur Berichterstattung über ihre lokale Kirche in den Vatikan. Das machte Prevost zu einem der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium - das nie zuvor so zerstreut über die Welt war und sich vor dem Konklave untereinander kaum kannte.
Internationale Erfahrung
Der im September 1955 in Chicago geborene Kirchenmann gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. Internationale Erfahrung sammelte er nicht erst durch seine letzte Position in der Kurie. 1977 trat er dem Augustinerorden bei und wurde zum Kirchenrechts-Studium nach Rom geschickt.
Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru. Bis Anfang der 2000er Jahre wechselte er zwischen verschiedenen Positionen in den USA und Peru - war hauptsächlich in der Ausbildung junger Ordensmänner tätig. Spanisch und Italienisch spricht er mit einem leichten englischen Akzent.
2002 wählte ihn der Augustinerorden zu seinem weltweiten Leiter. Für zwei Amtszeiten ging Prevost nach Rom. In der Generalkurie seines Ordens nahe dem Vatikan lebt der US-Amerikaner seit seiner erneuten Rückkehr in die Ewige Stadt Anfang 2023. Zuvor leitete er die Diözese Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der kirchenpolitisch polarisierten Peruanischen Bischofskonferenz.
In dem südamerikanischen Land lernte ihn Papst Franziskus kennen, der ihn schließlich als Leiter der Bischofsbehörde in den Vatikan holte und zum Kardinal machte. Damit war Prevost zugleich auch Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika.
Erst im November in Wien
In Österreich war der Kardinal zuletzt im vergangenen November. In Wien feierte Prevost den Festgottesdienst zum 675. Weihetag der Augustinerkirche. Sein bischöflicher Wahlspruch ist einer Predigt des Heiligen Augustinus entnommen: "nos multi in illo uno unum" (dt.: "In diesem einen [Christus] sind wir vielen eins").
Stimmen die wahlberechtigten Kardinäle tatsächlich für ihn, könnte der US-Amerikaner nicht nur einen weltweit organisierten Orden, sondern die gesamte katholische Kirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern leiten. Den Weg seines Vorgängers in Richtung einer Kirche mit mehr Teilhabe aller Gläubigen dürfte er dann weitergehen. Franziskus hatte diesen Weg kurz vor seinem Tod nochmals verlängert, indem er eine "kirchliche Generalversammlung" für Oktober 2028 anberaumte. Den bescheidenen und menschennahen Stil von Franziskus würde wohl auch der nächste Ordensmann im Papstamt fortführen wollen.