In Myanmar sind die Katholiken nur eine Minderheit von etwa einem Prozent der Bevölkerung - Ihr Beitrag für Gerechtigkeit und Versöhnung, personifiziert in Kardinal Bo, dem Erzbischof von Rangun, ist wesentlich höher
Rangun, 02.05.2025 (KAP) Kardinal Charles Maung Bo (76) kommt aus einem Land am Rand der Welt, das für Papst Franziskus ganz im Mittelpunkt stand: Myanmar, das frühere Burma. In Myanmar sind die Katholiken nur eine Minderheit von etwa einem Prozent. Der Anteil der Christen insgesamt in dem mehrheitlich buddhistischen Land beträgt knapp sechs Prozent. Das Land ist reich an Rohstoffen, zugleich bitterarm, von militärischen Konflikten gebeutelt und immer wieder auch von Naturkatastrophen heimgesucht.
Als Bo mit 69 Jahren im Jahr 2015 von Franziskus zum Kardinal ernannt wurde, erklärte er, der Papst habe damit wohl ein besonderes Zeichen der Solidarität mit den bedrängten und oft vergessenen Christen in Myanmar setzen wollen. Unermüdlich setzt sich der Kirchenmann für die christliche Minderheit, für ein Ende der Gewalt, für Menschenrechte, ökologische und wirtschaftliche Gerechtigkeit, Religionsfreiheit sowie den interreligiösen Dialog in seinem Land ein. Im November 2017 konnte Kardinal Bo Papst Franziskus zu einem viel beachteten Besuch in Myanmar begrüßen. Dabei rief Franziskus zu Gerechtigkeit und Versöhnung im Land auf.
Bo wurde am 29. Oktober 1948 in Mohla (Burma/Myanmar) geboren. Als Angehöriger der Salesianer Don Boscos empfing er 1976 die Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte Bo im Juli 1990 zum Bischof von Lashio, im März 1996 zum Bischof von Pathein und im Mai 2003 zum Erzbischof in der Metropole Yangon/Rangun, die damals noch Hauptstadt Myanmars war. Bo war von 2000 bis 2006 und ist seit 2020 Präsident der Bischofskonferenz von Myanmar. Zwischen 2018 und 2024 führte er die Föderation der Bischofskonferenzen Asiens (FABC). Der Kardinal ist u.a. Mitglied der vatikanischen Behörden für Orden, Gottesdienst und Kommunikation.
Der unerschrockene Einsatz für Minderheiten beschränkt sich für Kardinal Bo freilich nicht auf Christen oder womöglich nur die Katholikinnen und Katholiken. Gleich nach seiner Kardinalsernennung alarmierte er über die sich schon damals zuspitzende Rohingya-Flüchtlingskatastrophe. Bo zählte und zählt zu den profiliertesten Kritikern des Militärregimes, hatte sich aber auch immer wieder sehr kritisch zur Politik von Präsidentin Aung San Suu Kyi geäußert. Bei den ersten wirklich freien Wahlen nach einer über mehrere Jahrzehnte dauernden Militärherrschaft kam es 2015 zum überwältigenden Sieg der bisherigen Oppositionspartei "Nationale Liga für Demokratie" der Friedensnobelpreisträgerin. Kardinal Bo zeigte sich sehr enttäuscht darüber, wie wenig sich Aung San Suu Kyi der Anliegen der ethnisch-religiösen Minderheiten, namentlich der muslimischen Rohingya, anzunehmen bereit waren. Mit eindringlichen Appellen nutzte Kardinal Bo schon damals Stimme und Rang, um eine breite Öffentlichkeit, auch innerhalb der Kirche, auf die desaströse Lage der muslimischen Minderheit in seinem Heimatland hinzuweisen.
Seit dem Militärputsch im Februar 2021 eskaliert die Gewalt im ganzen Land, wobei zahlreiche zivile Opfer zu beklagen sind und Hunderttausende aus ihren Heimatorten vertrieben wurden. Immer wieder rief Bo zu einem Ende der Gewalt auf. Auch nach dem verheerenden Erdbeben im März dieses Jahres mahnte der Kardinal alle verfeindeten Gruppen im Land zur Einhaltung einer Waffenruhe und forderte humanitäre Korridore.
Der Kardinal unterhält gute Kontakte zu Missio Österreich, das die katholische Kirche in Myanmar seit Jahren in ihrer pastoralen und vor allem sozialen Arbeit unterstützt. 2019 war der Kardinal auf Einladung von Missio im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen "Außerordentlichen Monats der Weltmission" in Österreich zu Gast. Schon 2013 war er im Rahmen des Weltmissions-Sonntags in Linz.
2022 feierte die Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (mit zweijähriger coronabedingter Verspätung) ihr 50-Jahr-Jubiläum. Dabei bilanzierte Kardinal Bo, dass das Christentum in den asiatischen Nationen eine wichtige Rolle spiele und die Länder in den Bereichen Bildung, Gesundheit und menschliche Entwicklung wirtschaftlich und politisch selbstbewusster würden. Die Kirche sei sehr lebendig, und es gebe immer mehr Berufungen". Das 21. Jahrhundert könnte das "asiatische christliche Jahrhundert" werden. - Ob sich dies schon im anstehenden Konklave zeigt?