Kalium-Perchlorat, Schwefel, Kaliumchlorat, Laktose oder Kolophonium? Bei der Papstwahl muss die Chemie stimmen - nicht nur unter den Kardinälen
Vatikanstadt, 01.05.2025 (KAP) Wenn die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zur Papstwahl ("Konklave") versammelt sind, gibt es nur ein erlaubtes Kommunikationsmittel mit der Außenwelt: Rauchzeichen. Die erfolgreiche Wahl eines neuen Papstes wird durch weißen Rauch signalisiert. Schwarzer Rauch zeigt an, dass ein oder zwei Wahlgänge erfolglos waren. Der Rauch steigt aus einem eigens für das Konklave auf dem Dach der Sixtina installierten Schornstein.
Erzeugt wird der Rauch seit dem Konklave vom April 2005 von zwei gusseisernen Öfen. In einem Ofen, der seit 1939 verwendet wird, werden die ausgezählten Wahlzettel verbrannt. In einem modernen Ofen aus dem Jahr 2005 wird mit Hilfe von Chemikalien weißer oder schwarzer Rauch produziert. In früheren Zeiten gab es nur einen einzigen Ofen in der Sixtina; dem Rauch versuchten die Papstwähler durch Zusatz von Ruß oder Teer eine dunkle Farbe zu geben, mit Hilfe von Stroh eine helle. Zwischenzeitlich sollen im Konklave von 1963 auch einmal Rauchpatronen der italienischen Armee verwendet worden sein.
Zwei Sätze Kartuschen
Neuerdings erhalten die Kardinäle zwei Sätze von Kartuschen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen: Für den schwarzen Rauch wird brandförderndes Kalium-Perchlorat mit Anthracen (Grundlage industrieller Farbstoffe) und Schwefel kombiniert. Der Cocktail für weißen Rauch besteht aus Kaliumchlorat, wie es in Streichhölzern verwendet wird, Laktose und dem Kiefernharz Kolophonium - einem Stoff, den Geiger und Kletterer benutzen und der seit alters her in der Pyrotechnik Einsatz findet. Um weißen oder schwarzen Rauch zu erzeugen, muss die entsprechende Kartusche in ein Fach im dafür vorgesehenen Ofen eingelegt werden.
Verbrannt wird der Inhalt nicht mit natürlichem Feuer, sondern elektrisch. Die Rohre beider Öfen laufen noch innerhalb der Sixtina zusammen und enden in dem für das Konklave installierten Kamin über dem Dach. Um den Zug zu verbessern, wird das Ofenrohr elektrisch vorgeheizt. Für den Notfall ist zusätzlich ein Ventilator eingebaut.
Zusätzliches Glockengeläut
Die Ursprünge der Tradition liegen weitgehend im Dunkeln. Schon für die Konklave des 17. Jahrhunderts zeigen Darstellungen der Sixtinischen Kapelle einen Ofen, in dem offenbar die Stimmzettel verbrannt wurden. Für die Papstwahl von 1775 im römischen Quirinalspalast ist belegt, dass der Rauch als Signal für die Außenwelt verwendet wurde. Mindestens seit 1878 sind sie fester Bestandteil der Papstwahl.
In der Wahlordnung von Papst Johannes Paul II. von 1996 ist das Rauchsignal nicht mehr ausdrücklich vorgeschrieben. Trotz moderner Hilfsmittel ist die Farbe des Rauchs nicht immer leicht zu bestimmen. 2005 konnten sie Beobachter minutenlang nicht eindeutig ausmachen. Zusätzliche Gewissheit über die Wahl eines neuen Papstes soll seit 2005 das Glockengeläut des Petersdoms verschaffen.
Soll laut Vatikansprecher Bruni "in den nächsten Tagen" am Dach der Sixtina montiert werden - Am Donnerstag Beratungspause der in Rom versammelten Kardinäle