Der irakische Kardinal ist seit 2013 Patriarch der Chaldäisch-katholischen Kirche und hat enge Beziehungen zu Österreich
Bagdad, 01.05.2025 (KAP) Kardinal Louis Raphael Sako (75) steht als Patriarch der Chaldäisch-katholischen Kirche einer mit Rom unierten Ostkirche vor, die weit zurück in die Anfänge des Christentums reicht. Das Zentrum hat diese Kirche im heutigen Irak. Hauptaufgabe des Patriarchen ist es, das Überleben der kleinen christlichen Gemeinschaft im Irak zu sichern. Islamistischer Terror, eine instabile Sicherheitslage, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und Ressentiments in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft machen den Christen zu schaffen.
Unermüdlich setzt sich Sako gegen die Abwanderung der Christen aus ihrer Heimat und für Religionsfreiheit sowie einen freien und demokratischen Irak mit gleichen Rechten für alle Bürgerinnen und Bürger ein. An die muslimischen Partner gerichtet, fordert er eine Modernisierung des Islam. Der Sitz des "Patriarchen von Babylon" befindet sich in der irakischen Hauptstadt Bagdad.
Papst Franziskus schätzte den vielsprachigen Patriarchen unter anderem als Experten für den interreligiösen Dialog mit dem Islam. Im März 2021 konnte Sako Papst Franziskus im Irak begrüßen. Der Besuch des Papstes war für alle Christinnen und Christen im Land ein ermutigendes Zeichen - "inmitten von Krieg, Tod und Zerstörung", wie Sako sagte. Der Besuch brachte Hoffnung und wirkt bis heute nach, auch bei aufgeschlossenen Muslimen.
Trotzdem bleibt immer noch gehöriges Konfliktpotenzial im Irak. Zwischenzeitlich hatte die irakische Regierung die Autorität des Patriarchen als Oberhaupt der chaldäischen Kirche nicht mehr anerkannt, was mit der Aberkennung von weitreichenden Befugnissen zur Verwaltung kirchlicher Stiftungsangelegenheiten verbunden war. Sako verbrachte daraufhin aus Protest mehrere Monate im "Exil" in der nordirakischen autonomen Region Kurdistan. Inzwischen haben sich die Wogen wieder geglättet.
Auch innerkirchlich hat Sako keinen leichten Stand. Das liegt unter anderem an unterschiedlichen Interessen der Kirche im Irak und in der weltweiten Diaspora und an unterschiedlichen Vorstellungen über Kirchenreformen. Auch mit einigen chaldäischen Bischöfen im Irak liegt der Patriarch im Clinch.
Seit 2013 Patriarch
Im nordirakischen Zakho an der Grenze zur Türkei geboren, studierte Sako in Mossul am Theologischen Seminar des Dominikanerordens und wurde 1974 zum Priester geweiht. 1979 begann er weitere Studien am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom, wo er in orientalischer Patristik promoviert wurde. Anschließend erwarb er einen Doktorgrad in Geschichte an der Pariser Sorbonne.
Von 1986 an wirkte Sako in Mossul als Gemeindepfarrer. Zwischen 1997 und 2002 war er Rektor am Priesterseminar in Bagdad. 2002 wurde Sako, der neben Aramäisch, Arabisch, Französisch, Englisch und Italienisch auch Deutsch spricht, zum Erzbischof von Kirkuk gewählt und im Folgejahr geweiht.
Seit 2013 steht Sako, der bei seiner Wahl zum Patriarchen den Namen Louis Raphael I. wählte, an der Spitze der Chaldäer und damit der größten christlichen Kirche des Irak mit rund einer halben Million Mitgliedern. 2018 erhob ihn Papst Franziskus zum Kardinal, in den höchsten Rang eines Kardinalbischofs, wie es für die Patriarchen der mit Rom unierten Ostkirchen üblich ist. Seit 2022 ist Sako Mitglied des vatikanischen Wirtschaftsrats, der das wirtschaftliche Handeln des Vatikans überwachen soll.
Enge Beziehungen zu Österreich
Patriarch Sako hat seit vielen Jahren enge Beziehungen zu Österreich, vor allem auch zum Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO). Er ist aber auch Träger des "Kardinal-König-Ehrenpreises". Dieser wurde Sako von der Kardinal-König-Stiftung "in Würdigung seines Einsatzes für die Bürgerrechte der Christen im Nahen Osten und für Versöhnung und Dialog" zuerkannt. Zur Überreichung des Preises reiste eine kleine Delegation mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer und ICO-Obmann Slawomir Dadas 2017 in den Nordirak. Schon 2016 konnte Sako Kardinal Christoph Schönborn im Irak begrüßen. Schönborn besuchte damals gemeinsam mit dem Patriarchen christliche Flüchtlinge, die vor der Terrormiliz IS geflohen waren.
Aufregung und Verwirrung gab es rund um den 75. Geburtstag des Patriarchen. Der wurde - erstmals - am 4. Juli 2023 gefeiert. Doch nur wenige Wochen später lüftete Sako ein Geheimnis und sagte in einem Interview: "Ich wurde 1949 geboren. Aber ich hatte einen älteren Bruder mit demselben Namen, der gestorben ist. Meine Eltern haben mir seine Geburtsurkunde gegeben." Der Vatikan gibt das Geburtsdatum Sakos jedenfalls offiziell weiterhin mit 4. Juli 1948 an.