Deutsche Bischöfe feiern Gottesdienste für Opfer der Pandemie
27.02.202115:08
(zuletzt bearbeitet am 28.02.2021 um 11:23 Uhr)
Deutschland/Pandemie/Kirche/Glaube
Rund 70.000 Corona-Tote in Deutschland - Auf Initiative des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) betet in der Fastenzeit jeweils ein Land abwechselnd für Opfer der Pandemie
Bonn, 27.02.2021 (KAP/KNA) Die katholische Kirche in Deutschland hat am Samstag in zahlreichen Gottesdiensten im Rahmen eines europaweiten Gedenkens an die Opfer der Corona-Pandemie erinnert. "Wir denken an die vielen Verstorbenen der Corona-Pandemie, an die vielen, die im vergangenen Jahr einsam sterben mussten, und wir denken an die Trauernden", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, bei einem Gottesdienst in der Kapelle seines Bischofshauses. "Wir sind in unserem Gedenken verbunden mit den Menschen in Europa und auf der ganzen Welt."
Hinter den "kaum begreiflichen Zahlen der Toten stehen einzelne Schicksale", betonte Bätzing. Und weiter: "Im Gebet sind wir unseren Verstorbenen nah. Wir vertrauen unsere Verstorbenen Jesus an." Zugleich lud der Bischof dazu ein, sich Zeit zum Abschiednehmen und Trauern zu nehmen: Der Blick auf das Kreuz und auf Ostern, auf das Fest der Auferstehung Christi, möge "trösten und Kraft schenken". Mehrere Menschen berichteten während des Gottesdienstes von ihren Erfahrungen in der Pandemie.
Auch in anderen Diözesen gedachten Bischöfe in Gottesdiensten der Corona-Toten. Hintergrund ist eine Initiative des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Dieser hatte dazu aufgerufen, an jedem Tag der Fastenzeit in einem europäischen Land an die Opfer der Corona-Pandemie zu erinnern. Den Anfang machte am Aschermittwoch, 17. Februar, Österreich gemeinsam mit Albanien, Deutschland folgte am Samstag. In Österreich wurde in der Aschermittwochsliturgie u.a. bei den Fürbitten der Opfer gedacht.
Bätzing sah in den Gottesdiensten in vielen Ländern Europas ein gutes Zeichen. "Jedes Land in Europa hat die volle Wucht der Pandemie erfahren", sagte er. Vielen seien die Bilder aus Bergamo unvergessen in Erinnerung. "Ich empfinde dieses grenzüberschreitende Gedenken und Beten als beeindruckendes Zeichen der Solidarität und geschwisterlichen Verbundenheit."
Rund 70.000 Corona-Tote in Deutschland
Im Münchner Liebfrauendom rief Kardinal Reinhard Marx dazu auf, für die Verstorbenen zu beten. Er hoffe, "dass wir durch diese Krise auch merken, welche Kräfte in einer Gesellschaft sind, wenn die guten und die engagierten Menschen zusammenstehen - und dazu wollen wir als Christen gehören".
Marx sprach von einem "wirklich belastenden Jahr". Alle spürten, dass es immer schwerer werde, es in guter Weise miteinander auszuhalten und zu gestalten. Deshalb sei es besonders wichtig, "auch in einer solchen Zeit nicht oberflächlich zu werden". Papst Franziskus habe seit Beginn seines Pontifikats immer wieder von einer "Kultur der Gleichgültigkeit" gewarnt, so der Kardinal. Auch Vergessen sei eine Form der Gleichgültigkeit. Deswegen gelte es, an die Toten zu erinnern.
"An jedem Tag sterben allein in unserem Land hunderte von Menschen an dieser neuartigen Krankheit, für die wir kein Heilmittel haben", sagte Marx. Zwar gebe es einen Impfstoff, aber eben noch kein Heilmittel für die Erkrankten. Christen dürften deshalb nicht eine Kultur der Gleichgültigkeit fördern, sondern sie sollten für eine Kultur der Erinnerung eintreten.
In Würzburg sagte Bischof Franz Jung, die Pandemie sei in Deutschland ein "Großschadensereignis" mit mehr als 70.000 Verstorbenen. "Und trotzdem bleibe das Leid der Betroffenen oftmals unsichtbar. Es ist kaum möglich, die Kranken in den Krankenhäusern zu besuchen. Abschied zu nehmen auf den Friedhöfen ist schwer angesichts der Restriktionen." Deshalb sei es schön, ein gemeinsames Gedenken zu halten, um den Menschen hierfür einen Ort zu geben. Zugleich dankte er dem Seelsorgepersonal und den Hilfsdiensten, die in vielfältiger und kreativer Weise die Menschen unterstützten. Sie setzten gegen die scheinbar übermächtige Macht des Todes das Wort des Lebens.
Ebenfalls im Zeichen des Gedenkens stand das Kunigundenfest im Bamberger Dom. Die Diözesanpatronin habe ein Herz für die Notleidenden, Besorgten, Kranken und Toten sowie die Trauernden gehabt, erinnerte Erzbischof Ludwig Schick. In seiner Predigt sagte er: "Wenn wir gemäß dem Evangelium vollkommen sein wollen, dann müssen wir zu einer Kultur des Lebens beitragen, gerade jetzt in der Corona-Krise, die hoffentlich bald beherrschbar ist, aber die wohl auch noch lange unser Leben prägen wird." Jede und jeder könne etwas dazu beitragen, die Krise und ihre Folgen zu bewältigen.
Mit einer Andacht im Kolumbarium des Hamburger Mariendoms erinnerte Hamburgs Erzbischof Stefan Heße daran, dass hinter jeder Zahl in der Pandemie ein einzelner Mensch stehe. "Kein Mensch ist eine Nummer, kein Mensch ist überflüssig, kein Mensch ist einfach weg und dann hätten wir ihn vergessen", sagte Heße. Es sei wichtig, hin und wieder innezuhalten und zu gedenken. Wenn die Krise überwunden sei, werde es sicherlich auch irgendwann einen Gedenktag geben.
An die bislang rund zweieinhalb Millionen Covid-19-Toten, davon rund 70.000 in Deutschland, erinnerte Münsters Bischof Felix Genn im Sankt-Paulus-Dom. "Diese Zahlen übersteigen unsere Vorstellung", sagte er. Hinter jeder Zahl stünden Menschen, die um die Toten trauerten, "die sich den irdischen Abschied von ihren Lieben so nicht vorgestellt haben". Zugleich betonte Genn: "Aus unserem christlichen Glauben heraus dürfen wir hoffen, dass diese Zahlen bei Gott ein Gesicht bekommen, dass er jeden durch seine universale Liebe bei sich aufnimmt."